Lieber Herr Muchlinsky,
Stammt das Konzept "Godly play" von einer amerikanischen Sekte? Ich bin Erzieherin und habe die Unterlagen für evangelische Religionspädagogik der EKD im evangelischen Kinderhaus erhalten und gelesen, jedoch nicht umgesetzt, weil ich diesbezüglich Bedenken habe.
Liebe „Gast“,
keine Angst, „Godly Play“ ist in keiner Weise von zweifelhafter Herkunft. Es stimmt, dass das Konzept aus den USA ist. Es wurde im Zusammenhang mit den dortigen Sonntagsschulen (Sunday Schools) entwickelt, dem Äquivalent zu den deutschen Kindergottesdiensten. Der Entwickler der Methode, Jerome Berryman, gehört in eine typisch nordamerikanische multikonfessionelle Umgebung, das heißt, da es dort keine Landeskirchen wie in Deutschland gibt, die konfessionell geprägt sind, existieren in den USA viele verschiedene evangelische Kirchen (Methodisten, Baptisten, Lutheraner und so weiter). Diese protestantischen Kirchen sind keine ´“Sekten“. Sie sind von der Organisationsstruktur und den Glaubensinhalten unseren Freikirchen vergleichbar.
Das „Godly Play“ selbst greift auf Erfahrungen der Montessori-Pädagogik zurück, die die Individualität des Kindes und seine natürliche Freude am Lernen betont. Barrymen geht davon aus, dass jedes Kind einen natürlichen eigenen Zugang zur Spiritualität hat. Darum verknüpft er den pädagogischen Ansatz von Montessori mit religiösen, ja theologischen Inhalten. So werden die Kinder (im Godly Play) zu eigenständigen Entdeckern, und zusammen mit der anleitenden Person beginnen alle zu reflektieren, zu theologisieren. Godly Play ist darum ein spannender Beitrag zum Thema Theologisieren mit Kindern, ein Konzept, das derzeit viel Anklang in der Religionspädagogik findet.
Sie können sich auf den Seiten des Vereins für Godly Play einmal umsehen. Vielleicht finden Sie auch eine Veranstaltung in Ihrer Nähe, denn ich habe festgestellt, dass man Godly Play erleben muss, um wirklich zu begreifen, was dahinter steckt.
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky