In vino veritas!
Stimmt es, dass Gemeindepfarrer und Gemeindepfarrerinnen pö a pö (peu à peu) Schrittchen für Schrittchen aus der Schule, im Fach Religionslehre, abgezogen werden?
Die Gerüchteküche besagt, dass Pfarrer-innen Freigeister wären und Gewissensbisse hätten, um sich den staatlichen Schulbedürfnissen unterzuordnen und dass diese Probleme hätten, zu allem Ja und Amen zu sagen.
Frage 1:
Sind Freigeister Heiden oder religionslose Freidenker
Frage 2:
Werden die Schulen, ehe man sich`s versieht, aus heiterem Himmel, schlagartig von männlichen und weiblichen Pfarrern befreit sein?
Welche Auswirkungen hätte das
a) für die Schülerinnen und Schüler?
b) für den Schulleiter?
c) für den Schuldekan?
d) für den Dekan?
e) für die Schule?
f) für die Kirchengemeinde?
g) für das Lehrerkollegium?
d) für die Religionspädagogen?
e) für die evangelische Kirche?
f) für das Kirchengebäude im Dorf?
Vielleicht gibt es eine ganz simple Antwort auf diese umfangreiche Frage? In jedem Klatsch steckt bekanntlich ein Fünkchen Wahrheit.
Liebe Gästin,
glauben Sie nicht alles, was Ihnen die Gerüchteküche so vorsetzt! Im Wein mag Wahrheit liegen, ebenso mag Wahrheit aus dem Munde von Kindern hervorgehen, doch im Klatsch liegt häufig nicht weiter als der Wille, sich interessant zu machen, zu provozieren oder Schlimmeres zu tun.
Die Fakten sind diese: In einigen Bundesländern halten Pfarrerinnen und Pfarrer in den Schulen den Religionsunterricht, in anderen tun sie es nicht. Ob sie es tun, liegt weder am Freigeist noch am Heiligen Geist, sondern schlichtweg an den entsprechenden Staatskirchenverträgen. Hier zum Nachschlagen die Liste mit sämtlichen Verträgen der Bundesländer mit den evangelischen Landeskirchen.
Zum Spaß will ich aber Ihre Fragen zu beantworten versuchen.
Ad 1: Hier muss ich gleich passen. Suchen Sie hier nach einer Begriffsklärung? Oder nach einer Einschätzung meinerseits? Vom Begriff her ist ein Freigeist nicht zwangsläufig ein Mensch, der die Religion ablehnt oder nicht kennt, also weder ein „Heide“ noch ein „religionsloser Freidenker“. Wenn Sie mich nach meiner Einschätzung fragen, so sehe ich in einem Freidenker vor allem jemanden, der sich gegen Zensur zur Wehr setzt. Ich habe entsprechend positive Gedanken zum freidenkenden Freigeist.
Ad 2; Nur mal angenommen, es käme tatsächlich dazu, dass keine PfarrerInnen mehr in den Schulen unterrichten würden, nun dann würde es so sein, wie in vielen Bundesländern bereits üblich: Der Religionsunterricht würde ausschließlich von hoffentlich gut qualifizierten LehrerInnen gegeben werden.
Für den kirchlichen Teil, der von Ihnen aufgelisteten Gruppen, würde das bedeuten, dass sie in den übrigen Arbeitsfelder, die sie zu beackern haben, mehr tun könnten. Meines Erachtens kein Schreckensbild, sondern vielmehr eine Perspektive, über die nachzudenken sich unter dem Gesichtspunkt der Entlastung der Geistlichen durchaus nachzudenken lohnen könnte.
Einen schönen Tag wünscht
Frank Muchlinsky