Kirchenaustritt aus Armutsgründen?

Viola
Kirchentür verschlossen mit Schlüssel
Getty Images/iStockphoto/Marko Rupena

Hallo, guten Tag!

Ich bin diesen Monat aus der Kirche ausgetreten.

Der Grund dafür war nicht, dass ich nicht mehr gläubig bin oder Kritik an der Institution Kirche übe, sondern schlicht und einfach die Steuer.

Ich bin armutsbetroffen, arbeite für Mindestlohn und auf Grund der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise muss ich wirklich jeden Cent dreimal umdrehen.

Mir helfen die 20 Euro, die ich dadurch spare, eine Woche dafür einkaufen zu können.

Trotzdem fühle ich mich furchtbar schlecht deswegen, habe ein schlechtes Gewissen, noch einen Gottesdienst zu besuchen, und weiß gar nicht, ob ich nun überhaupt noch „Christin“ bin.

Was können Sie mir dazu sagen?

Liebe Viola,

vielen Dank für Ihre Frage! Als erstes gleich dies: Selbstverständlich bleiben Sie Christin, auch wenn Sie aus der Kirche ausgetreten sind. Die Taufe hat Sie zur Christin gemacht, und so bleibt es Ihr Leben lang.

Ich kann Ihren Grund, aus der Kirche auszutreten, gut nachvollziehen. Wer so wenig Geld verdient, dass jede Ausgabe wehtut, wird sich über 20 Euro mehr im Portemonnaie freuen.

Ich kann auch verstehen, dass Sie sich deswegen schlecht fühlen, denn man könnte Ihren Austritt ja missverstehen. Aber Sie sollten sich nicht deswegen schämen, dass Sie Ihren Alltag auf diese Weise etwas erträglicher machen. Gehen Sie gern weiter in den Gottesdienst und kommen Sie mit erhobenem Haupt!

Die Kirchensteuer ist darum an die Einkommensteuer gekoppelt, damit Leute mit mehr Geld auch mehr zahlen. Das macht sie einerseits gerecht. Aber in Zeiten, in denen das Leben so schnell so viel teurer wird, sind selbst 5 % der Einkommensteuer für manche Menschen zu viel.

Darum noch einmal: Bleiben Sie bitte gern bei uns, auch ohne Steuer! Und wer weiß, sollten die Zeiten finanziell einmal besser werden für Sie, können Sie jederzeit auch wieder eintreten. Ich wünsche Ihnen so oder so alles Gute!

Mit herzlichen Grüßen

Frank Muchlinsky

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