Moin,
zu meiner Person: Ich bin ein offen lebender gläubiger schwuler Christ. Bin auch in der Kirche tätig, als bekennendes schwules Gemeindemitglied. Kinder / Jugendliche haben es oft schwer und gerade, wenn sie im Heim leben. Ich habe eigentlich 2 Fragen:
1. Was halten Sie davon, wenn Homosexuelle Kinder / Jugendliche adoptieren?
2. Wenn keine Adoption, in welcher Form könnte ich dann Kinder / Jugendliche zu selbstbewusten christlichen Menschen helfen?
Mein Gedanke ist irgendwo/wie Kindern und Jugendlichen zu unterstützen, damit sie eine starke Persönlichkeit entwickeln können. Ja zum Glauben und ja, ich bin ein freier Mensch.
Lieber anonymer Fragesteller,
ich nehme an, Sie stellen Ihre Frage an mich persönlich. So verstehe ich es, wenn Sie schreiben: "Was halten Sie davon, wenn Homosexuelle Kinder / Jugendliche adoptieren?" Ich persönlich halte es für eine gute Sache, wenn zwei liebende Menschen Kinder adoptieren dürfen – egal welche sexuelle Präferenz sie haben. Ich kenne die Argumente derer, die dagegen sind, und sie leuchten mir sämtlich nicht ein. Heute ist bei evangelisch.de ein Kommentar von meinem Kollegen Markus Bechtold zur Entscheidung der französischen Nationalversammlung erschienen. Ich möchte hier einen Absatz zitieren, den ich sehr unterstütze:
"Wo Menschen sind, hat es schon immer auch Lesben und Schwule gegeben. Wie frei und verantwortungsvoll sie in der Gemeinschaft leben, hängt auch davon ab, wie das Wertesystem der jeweiligen Gesellschaft sie beurteilt. Wissenschaftler haben herausgefunden: Kinder in Regenbogenfamilien haben gute Voraussetzungen, da sie Wunschkinder sind und Aufmerksamkeit und Liebe von beiden Elternteile erwarten können. Der einzige Unterschied ist, dass die jeweilige Gesellschaft nicht immer gelernt hat, mit Homosexuellen umzugehen. Dabei kann Kirche helfen, indem sie Respekt und Verantwortung für alle Menschen in ihrer Mitte vorlebt." (Markus Bechtold, Ehe für Lesben und Schwule in Frankreich kurz vor dem Ziel)
Was die Haltung der evangelischen Kirchen in Deutschland zu diesem Thema angeht, so gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Die verschiedenen Landeskirchen befinden sich in einem Meinungsbildungsprozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Auf eine eindeutige Aussage wird man noch warten müssen, denke ich.
Ich meine, dass Sie in Ihrer Gemeinde durch den offenen Umgang mit Ihrer sexuellen Orientierung ebenso wie mit Ihrem Glauben Jugendlichen ein gutes Beispiel geben können, wie man seinen Glauben bekennt und sich in Freiheit zur einer Persönlichkeit entwickelt. Ich wünsche Ihnen dazu offene Ohren und Herzen!
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky