Ist die Bibel wirklich echt?

Malzam
Kirchenfenster mit Aposteln
epd-bild/Dagmar Hub/Hans-Walter Roth

Wie kann ich darauf vertrauen, dass die Kirche das neue Testament im originalen Zustand bewahrt hat und es nicht verändert wurde? Und wieso hat die Kirche entschieden, welche und wie viele Evangelien in die Bibel aufgenommen wurden?

Da mir vor allem die katholische Kirche nicht vertrauenswürdig ist, hinterfrage ich die Echtheit der Bibel.

Liebe Frau Malzam,

Sie sprechen ein interessantes Thema an, nämlich die Entstehung des biblischen „Kanons“, also der verbindlichen Zusammenstellung der verschiedenen biblischen Bücher. Das Neue Testament, das Sie ansprechen, besteht aus 27 verschiedenen einzelnen Schriften: 4 Evangelien, die Apostelgeschichte, 13 Paulusbriefe, 8 sogenannte „katholische“ Briefe (die haben nichts mit der römisch-katholischen Kirche zu tun) und die Offenbarung des Johannes.

Das eine, ursprüngliche, Neue Testament hat es nie gegeben, weil es eben eine Sammlung von Schriften ist, die zu verschiedenen Zeiten geschrieben wurden. Die einzelnen Schriften wurden über Jahrhunderte aufbewahrt und immer wieder kopiert. Dabei entstanden selbstverständlich Fehler. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass diese Fehler absichtlich gemacht wurden, um einzelne Inhalte zu verfälschen. Dafür waren auch bald zu viele einzelne Abschriften vorhanden. Man hätte also absichtliche Fälschungen leicht entlarven können. Bis heute sind viele dieser uralten Handschriften erhalten. Die meisten enthalten nicht die ganze Sammlung der neutestamentlichen Schriften, sondern oft nur einzelne Bücher oder gar nur Ausschnitte.

Nun gab es allerdings schon sehr früh Kontroversen darüber, welche Schriften in diesen Kanon der gültigen Schriften gehören und welche nicht. Erst die dritte Synode von Karthago legte 397 nach Christus endgültig für das Christentum fest, welche Schriften zu den verbindlichen (kanonischen) gehören. Vorher erfreuten sich viele Schriften zum Teil recht großer, allerdings meist regional begrenzter Beliebtheit. Zum Beispiel das „Hebräerevangelium“, die „Offenbarung des Petrus“ oder der „1. und der 2. Clemensbrief“.

Es gibt seit dem Jahr 170 verschiedene Listen von „gültigen“ neutestamentlichen Schriften, in denen teilweise solche stehen, die heute nicht mehr im Kanon stehen, aber auch solche fehlen, die heute dabei sind. Unumstritten waren allerdings die ganze Zeit über die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe, die beiden Timotheusbriefe, der Titusbrief und die Offenbarung des Johannes, also der größte Teil dessen, was heute unser Neue Testament ausmacht.

Nun noch zu den Kriterien, denn Sie fragten ja auch, wieso sich die Kirche so und nicht anders entschieden hat. Ein Kriterium war zu Beginn, dass eine Schrift von einem von Jesus berufenen Apostel verfasst sein musste oder aber zumindest von einem der Apostel autorisiert. Zwei weitere Kriterien waren die „Rechtgläubigkeit“ der Schriften, also ob sie sich mit dem, was in der Kirche praktiziert wurde, vertrugen oder nicht, und die Frage, ob die bestimmte Schrift in den Gottesdiensten regelmäßig Verwendung fand. Sie können sich vorstellen, dass diese Kriterien schnell zu Meinungsverschiedenheiten führten. Darum brauchte es schließlich eine Entscheidung auf einer Versammlung, eben auf der dritten Synode von Karthago 387. Seitdem gibt es das Neue Testament als die für das Christentum gültige Sammlung von Schriften, die allerdings von kirchlicher Seite – ganz wichtig – niemals ohne die Schriften des Alten Testaments gedacht wurde. Unsere Bibel bestand und besteht immer aus beiden Teilen.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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