Taufe

K. D. Härtel

Kann eine "Taufzeuge", der "ausgetreten" ist, einen Paten ersetzen? Der Taufzeuge muss überhaupt nichts versprechen. Wird durch "Taufzeugen" das Patenamt nicht ausgehöhlt und letztlich überflüssig?

Sehr geehrte/r K.D. Härtel,

 

Sie fragen nach dem Verhältnis von Taufpaten und Taufzeugen. Der Umstand, dass sich in der evangelischen Kirche die Rolle von „Taufzeugen“ einzubürgern beginnt, weist aus meiner Sicht auf die Bedeutung des Patenamtes gerade hin: Nicht jede/r Mensch kann Pate/ Patin eines Täuflings werden. Dazu ist es nötig, (bei einer evangelischen Taufe) der evangelischen Kirche anzugehören, um dafür einzutreten, das Kind „im christlichen Glauben zu erziehen und ihm durch Wort und Beispiel zu helfen, Gott und die Menschen zu lieben“. Paten sind religionsmündig und im Regelfall konfirmiert, so dass sie in Fragen des Glaubens auch auskunftsfähig sein können. Wer unserer Kirche nicht angehört, kann auch kein Vorbild sein, in ihr leben zu lernen.

Nun taucht zunehmend die Situation auf, dass Personen, die Eltern sich als Paten wünschen, weil sie sich diese Menschen als gute BegleiterInnen ihres Kindes vorstellen können, nicht oder auch nicht mehr in der Kirche sind. Häufig wird ihnen schon das Patenamt zugesagt, ohne die Voraussetzungen zu kennen. Der Wunsch kommt zum Ausdruck, dass diese Menschen eine besondere Rolle im Gottesdienst bei der Taufe übernehmen, die dem besonderen Verhältnis zu den Eltern, dem Täufling oder der Familie Ausdruck verleiht. Dies ist natürlich möglich, etwa das Entzünden der Taufkerze oder dgl.

 

Eine „Zeugenschaft“ im engeren Sinne ist dies allerdings nicht, da das Zeugnis, bei der Taufe anwesend gewesen zu sein (und diese eben „zu bezeugen“) ja nirgends amtlich dokumentiert ist.

 

Sollten Eltern keine Paten aus Familien- und Freundeskreis beibringen können, wird im Regelfall die Kirchengemeinde behilflich sein, einen Paten oder eine Patin aus der Gemeinde zu finden. Der Umstand, keine Paten zu haben, ist aber kein Taufhindernis – sollte aber vermieden werden.

 

Dass die evangelische Kirche trotz dieser individuell verstärkt auftretenden Hindernisse am Patenamt im Grundsatz festhält, zeugt von ihrer Gewissheit, dass Kinder vor allem an authentischen Vorbildern lernen, was es heißt, als Christenmensch das Leben zu bestehen. Das ist eine großartige Aufgabe und nicht wenig.

Freundlich grüßt

Ihre Friederike Erichsen-Wendt

 

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