Hallo Herr Pastor Muchlinsky, können Sie mir erklären, warum ein evangelischer Militär-Pfarrer keine Beffchen trägt und sich nicht an das Glaubensbekenntnis halten muss? Außerdem hat die Bundeswehr bei einer eigenen Untersuchung festgestellt, dass die Militär-Seelsorge lediglich zu einem 1% von den Soldaten wahrgenommen wird, ebenso wie der Psychologische Dienst oder der Militärarzt nur zu 1% von den Soldaten aufgesucht wird. In der Regel werden Probleme oder traumatische Ereignisse mit den Kameraden besprochen, mit der Ehefrau oder mit Familienangehörigen (47 %). Bislang dachte ich, dass Seelsorge darauf abzielt, dass der Mensch und seine Beziehung zu Gott das zentrale Thema ist. Täusche ich mich in dieser Hinsicht?
Liebe "Gästin&Co.",
Sie interessieren sich für die evangelische Militärseelsorge. Diese ist im „Vertrag der Evangelischen Kirche in Deutschland mit der Bundesrepublik Deutschland zur Regelung der evangelischen Militärseelsorge“ vom 22. Februar 1957 geregelt.
Demzufolge sind die Militärgeistlichen grundsätzlich in der Ausübung ihres Dienstes an die Pflichten aus ihrem Ordinationsgelübde gebunden. Dies schließt die Anerkenntnis der in der jeweiligen Gliedkirche geltenden Bekenntnisschriften ein, in allen Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dies auch das Apostolische Glaubensbekenntnis. Es ist allerdings nicht notwendig erforderlich, dass in jedem Gottesdienst das Glaubensbekenntnis gesprochen wird. Mir bleibt in Ihrer Frage rätselhaft, wie Sie darauf kommen, dass der Pfarrer „sich nicht an das Glaubensbekenntnis gehalten“ habe.
Aus der Bindung an die grundsätzlichen Obliegenheiten des Dienstes ist auch das Tragen der Amtstracht abzuleiten. Zum schwarzen Talar gehört regelhaft das Beffchen. In einigen Landeskirchen ist es allerdings zugelassen, dass Pfarrerinnen das Beffchen durch einen weißen Kragen ersetzen. Für die Militärgeistlichen besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die Amtskleidung durch den Militärbischof festlegen zu lassen. Sie haben offensichtlich eine Situation außerhalb des Normalfalls erlebt, nämlich dem Tragen von Talar mit Beffchen.
Zu der von Ihnen genannten Untersuchung kann ich nichts sagen, da ich Sie trotz Recherche im Internet nicht finden konnte und sie mir auch nicht von vorne herein bekannt ist. Das Thema eines seelsorglichen Gesprächs wird üblicherweise in einer gemeinsamen Klärungsphase zu Beginn des Gesprächs ermittelt. Richtig ist, dass evangelische Seelsorge wie auch das Handeln in anderen kirchlichen Arbeitsfeldern unser Wirklichkeitsverständnis teilt, den Menschen nie ohne Absehung eines Gottesverhältnisses in den Blick nehmen zu können.
Freundlich grüßt