Lieber Herr Muchlinsky,
vor einiger Zeit traf ich eine ehemalige Mitschülerin wieder. Wir verstehen uns gut, haben auch einige Gemeinsamkeiten. Aber sie hält viel von Esoterik und legt sich Engelkarten, hat sogar einen Kurs zur Reiki-Lehrerin gemacht. Ich wusste schon immer, dass sie so was interessiert, aber während der Realschule noch musste sie mit ihren Eltern in die katholische Kirche gehen. Nun legen sich auch ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester Lenormand-/Tarotkarten. Ihre Zwillingsschwester sei Meisterin für das. Für mich stellt sich jetzt die Frage wie ich damit umgehen soll. Meine Schulfreundin möchte mir ihre Engelkarten legen, aber ich war im Internet auf Berichte gestoßen, dass ein Christ das nicht darf. In der Bibel wird Wahrsagerei als Teufelswerk bezeichnet. Ich vertraue seit langem schon auf Gott, der mich begleitet und möchte mich nicht einer Sünde aussetze. Sie weiß davon nichts und es würde mir auch schwer fallen ihr davon zu erzählen, denn bei einem Gespräch wurde schon mal deutlich, dass sie das belächelt. Was meinen Sie zu dem Karten legen? Soll ich das einfach zu lassen und Engelkarten als eine Verbindung zu Gott sehen? Oder so was gar nicht ausprobieren? Ich möchte die Freundschaft natürlich nicht gefährden, aber darf man eigentlich mit esoterischen Menschen befreundet sein? Sie studiert Hauptschullehramt und hat als zweites Fach Religion gewählt, weil es das einfachste Fach von der Auswahl war. Kann man denn Religion lehren, wenn man als Glaubensrichtung Esoterik hat? Herzlichen Dank für die Zeit die Sie sich nehmen um mir zu antworten!
Viele Grüße, Rosalie
Liebe Rosalie,
wie gut ich das verstehen kann! zu meiner Schulzeit gab es auch Freundinnen, die Tarot-Karten legten und ich wusste auch gar nicht, wie mich verhalten. Ist mir das als Christin erlaubt? Darf ich das?
Heute fällt mir Paulus ein mit seinem Satz in 1. Kor 10, 23: "Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles baut auf."
Das verstehe ich für Sie so: Wenn Sie, liebe Rosalie, ein ungutes Gefühl bei den Tarot-Karten haben, lassen Sie es bleiben. Ihre Freundin wird das sicher verstehen. Sagen Sie ihr, dass Sie damit in Glaubenskonflikte kommen. Reden Sie mit Ihrer Freundin offen darüber. Vielleicht belächelt sie es noch im Moment, aber vielleicht kann da echt auch ein gutes Gespräch zwischen Ihnen beiden dann entstehen.
Erlaubt ist uns als Christinnen viel, bzw, sogar "alles" nach Paulus, aber die Frage ist immer: tut es uns auch gut? Und wenn Sie, liebe Rosalie, da ein ungutes Gefühl haben, ist es vielleicht besser, das bleiben zu lassen.
Im Zweifesfall: Jesus ist immer stärker als alle anderen Kräfte und Mächte. Darauf dürfen Sie vertrauen!
Mit esoterischen Menschen befreundet sein? - Jesus selbst war mit ganz unterschiedlichsten Menschen befreundet, deshalb können wir das auch sein. Ihre Freundin profitiert ja auch von Ihrem Glauben.
Die Frage nach Religionsunterricht ist natürlich eine des persönlichen Gewissens. Haben Sie Ihre Freundin schon mal gefragt, wie sie selbst es empfindet mit ihrem Fach Religion, ob sie selbst einen Widerspruch empfindet?
Vielleicht konnte ich Ihnen etwas weiter helfen, Pastor Muchlinsky ist gerade im wohlverdienten Urlaub.
Alles Liebe wünsche ich Ihnen für das Gespräch mit Ihrer Freundin, herzlich, Ihre Sabine Löw