Kann man Glauben haben?

Michael

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ein nachstehender Freund sagte zu mir: "Glauben haben ist schön..." Ich habe eine Frage: "Wie habe ich Glauben?"

Mit freundlichen Grüßen Michael Auch

Lieber Herr Auch,

Ich kann Ihre Skepsis nachvollziehen. Einen Glauben "zu haben", klingt statisch und nach einem Besitztum. Andererseits kennt unsere Umgangssprache ja durchaus auch den Ausdruck "den Glauben verlieren". Um aber etwas verlieren zu können, muss man es vorher "gehabt" haben.

Ich nehme an, Ihr Freund wollte aber lediglich ausdrücken, dass er der Meinung ist, an Gott zu glauben, tut gut. Sie fragen: "Wie habe ich Glauben?" Ich sage: Indem ich fröhlich akzeptiere, dass ich von Gott (oder, wenn Sie es lieber allgemeiner ausgedrückt hätten: von einem "größeren Ganzen") abhängig bin und nicht alles in meinem Leben selbst zu tun vermag. Vieles ist mir geschenkt, nicht alles habe ich selbst geschaffen. Mit diesem Bewusstsein – da hat Ihr Freund durchaus Recht – lässt es sich sehr gut leben, denn es bewahrt mich davor, mich selbst zu überschätzen und lässt mich im Hinblick auf mein gesamtes Leben und auch auf meine Sterblichkeit ruhiger werden.

Glauben bedeutet auch, Beziehungen zu entwickeln – zu Gott ebenso wie zu denen, die ebenfalls glauben. Das bereichert das Leben und hilft, wenn der Glaube ins Wanken gerät. Wenn Sie so wollen, "habe" ich meinen Glauben, auch wenn ich eher der Formulierung zuneige: "Ich glaube".

Recht herzlichen Gruß!

Frank Muchlinsky