Hallo Frau Buettner, was ist eigentlich ein "Medienvikar/in"? Diese Bezeichnung hört sich irgendwie "abgegrenzt" und "festgelegt" an, auf einen ganz gezielten Zuständigkeitsbereich. Es gibt da ein schönes Zitat von dem deutschen Schriftsteller Jean Paul (1763–1825), das besagt: "Jeder Fachmann ist in seinem Fach ein Esel". Das zeigt ein gesellschaftliches Phänomen. Häufig tut sich der Fachspezialist schwer, sich in andere hineinzuversetzen und seine eingeschränkte Sichtweise zu ergänzen und zu erweitern. Gestatten Sie mir deshalb eine persönliche ernste Frage Frau Buettner: Werden Sie nach Ihrem Medienvikariat dann ein ordiniertes Medium sein? Medien sind zwischenzeitlich zu komplexen sozialen Institutionen geworden, die durch Politik, Recht und Ökonomie in ihrer Ausgestaltung beeinflusst werden. Ist es Ihrer Meinung nach sinnvoll, "die Bibel", also das Wort, durch Flugblatt, Plakat, Buch, Presse, Film, Hörfunk, Fernsehen, CD, DVD, Internet....komplett einseitig, einer anonymen Menschenmasse zu vermitteln? Medien sind bekanntermaßen institutionalisiert. Können Sie sich vorstellen, an der Schliessung und Abschaffung von zentralen Schriften und Grundsätzen mitzuarbeiten, in Form von Medien?
Liebe Gästin,
"Sondervikariate" oder "Spezialvikariate" gibt es in den Landeskirchen Hannover und Hessen und Nassau. Diese kann man nicht nur im Bereich Medien machen, sondern auch in anderen Bereichen, wie z.B. in der Krankenhausseelsorge oder in der Diakonie.
In der Landeskirche Hannovers, aus der ich komme, macht man das Sondervikariat im Anschluss an das Gemeindevikariat. Ich habe also eine komplette theologische Ausbildung, wie andere Pfarrerinnen und Pfarrer auch. Es handelt sich also nicht um Fachidiotismus, sondern um eine Zusatzausbildung, in meinem Fall im Bereich Medien.
Pfarrerinnen und Pfarrer, die für die Medien arbeiten nehmen eine sehr wichtige Verkündigungsaufgabe wahr, nämlich die Verkündigung über Gemeindegrenzen hinweg. Mit ihren Andachten, Gottesdiensten, Beiträgen und Sendungen erreichen sie täglich eine Vielzahl von Menschen und tragen so zur Verbreitung des Evangeliums bei.
Desweiteren, denke ich, tut die Kirche gut daran, ihre Pfarrerinnen und Pfarrer medientechnisch weiterzubilden, denn meiner Meinung nach steht es wiederum im Interesse der Verkündigung des Evangeliums, geschultes Personal zu haben, das einer Vielzahl von Menschen vermitteln kann, was Kirche ist, wofür sie steht und was sie tut.
Dass die Kirchen in den Medien einen Platz haben ist übrigens Teil unserer Verfassung. Dieser Platz wird auch anderen verfassten Glaubensgemeinschaften eingeräumt.
Wenn ich ordiniert bin, werde ich also eine Pfarrerin mit Medienkompetenz und - wenn Sie so wollen - Sendungsbewusstsein sein, jedoch kein Instrument der Medien.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Irmela Büttner