Konflikt wegen Patenschaft

Katharina

Hallo,

ich bin Mutter von zwei Kindern 3,5 Jahre und 4 Monate. Beide sind bisher nicht getauft. Eigentlich wünsche ich mir eine Taufe aber es gibt Konflikte bei der Wahl der Taufpaten. Mein Mann und ich möchten keinen aus der Familie meines Mannes als Paten wählen, nur aus meiner. Mit der Familie meines Mannes gibt es oft Streit und ich bin nicht glücklich mit der Art wie sie mit meinen Kindern umgehen, es besteht auch kein sehr nahes Verhältnis. Daher denke ich, dass keiner von ihnen ein guter Pate sein wird. Das Problem ist, dass sie sehr gekränkt sein werden wenn nur von meiner Seite Paten gewählt werden. Wir wissen nicht was das zur Folge haben wird, evtl sogar einen Kontaktabbruch. Es gab schon oft Streit wegen geringeren Dingen. Dieser Konflikt ist der Grund warum meine Kinder nicht getauft sind und das macht mich traurig. Es ist nicht möglich mit diesen Menschen normal zu sprechen, sie waren zB beleidigt weil sie mich bei der Geburt meines ersten Kindes nicht sofort im Krankenhaus besuchen durften, es ging mir sehr schlecht danach und ich brauchte alle Kraft für mein Kind. Sie verstehen das bis heute nicht und sind noch immer sauer. Eine Lösung wäre auch meine Kinder gleichzeitig mit der Konfirmation taufen zu lassen aber so ganz glücklich bin ich damit auch nicht. Was würden Sie mir raten?
Freundliche Grüße
Katharina

Liebe Katharina,

 

Es tut mir Leid, dass Sie ausgerechnet wegen eines so schönen Anlasses wie der Taufe Ihrer Kinder Streit in Ihrer Familie befürchten. Streitigkeiten entzünden sich häufig an kleinen, manchmal nichtigen Anlässen. Recht häufig sind auch Missverständnisse die Auslöser, wie Sie das ja auch erfahren haben bei der Geburt Ihres ersten Kindes. Ich nehme an, dass Sie bereits versucht haben zu erläutern, was damals Ihre Gründe waren, doch wenn eine Situation so verfahren ist, wie es bei Ihnen anscheinend der Fall ist, dann wird es immer schwieriger, die andere Seite zu verstehen, sich auf ihre Erklärungen einzulassen.

Was nun die Taufe betrifft, so ist das Amt des Paten oder der Patin in der Tat eines, das Sie nicht aus "Proporzgründen" vergeben sollten. Ich frage mich auch, und Sie können das auch tun, ob es wohl eine Chance wäre, dass Sie Ihre beiden Familien wieder näher zusammenbringen könnten, indem Sie jemandem aus der Familie Ihres Mannes ein Patenamt anvertrauen. Rein theoretisch könnte das ja der Fall sein, allerdings schildern Sie Ihre Familienverhältnisse so, dass ich daran eher Zweifel habe.

 

Letztlich wird es wohl nur dann eine Lösung geben, wenn Sie miteinander ein offenes Gespräch führen. Sicherlich können Sie mit der Taufe auch warten, bis Ihre Kinder alt genug sind, selbst zu entscheiden, doch würde das Ihren Grundkonflikt nicht lösen. Wahrscheinlich würde Ihr Streit dann an einer anderen Stelle ausbrechen. Ich verstehe Ihre Befürchtung, Ihre Familie könnte durch einen offenen Konflikt auseinanderbrechen. Andererseits scheint mir die Situation in Ihrer Familie mittlerweile ohnehin so belastet zu sein, dass Sie mehr zu gewinnen als zu verlieren hätten, wenn Sie sich für ein klärendes Gespräch entschieden.

Machen Sie sich nur vor solch einem Gespräch klar, was Sie erreichen möchten. Möchten Sie, dass die Verwandten Ihres Mannes generell anders mit Ihren Kindern umgehen? Oder möchten Sie lediglich, dass sie verstehen, warum Sie lieber jemand anderes zu Paten machen möchten? Je genauer Sie vor einem Gespräch wissen, was Sie gern erreichen möchten, desto besser können Sie während des Gespräches genau darauf hinarbeiten. Wie gesagt, Sie müssen ja nicht gleich einen Familienzwist von vielen Jahren auf den Tisch bringen, wenn Sie lediglich möchten, dass man Sie an einer bestimmten Stelle versteht. Wenn Sie aber generell werden möchten, dann versuchen Sie auch hier, möglichst konkrete Beispiele zu finden, an denen Sie gern besser verstanden werden möchten. Und – natürlich – machen Sie sich möglichst auch bereit, die andere Seite zu verstehen, so schwer das sicherlich ist. Vielleicht können Sie auch zunächst jemanden aus der Familie Ihres Mannes für solch ein Gespräch wählen, der oder die Ihnen am ehesten geeignet erscheint, Ihr Anliegen zu verstehen.

 

Ich bin mir bewusst, dass meine Ratschläge aus der Ferne kommen und in Ihrer Realität nicht einfach umzusetzen sind. Darum weiß ich auch nicht, was Sie davon überhaupt umsetzen möchten, oder was Sie von vornherein als unmöglich einschätzen. Lassen Sie sich darum diese Worte einfach durch den Kopf gehen und entscheiden Sie dann, was Sie für richtig erachten.

 

Zum Schluss können Sie noch über einen ganz anderen Ausweg nachdenken. Paten müssen ja nicht unbedingt Verwandte sein. Sie könnten auch darüber nachdenken, ausschließlich Freundinnen und Freunde zu Paten Ihrer Kinder zu machen. Aber - wie oben bereits erwähnt - das würde wohl den eigentlichen Konflikt nur aufschieben.

 

Mit den besten Wünschen!

Frank Muchlinsky