Sehr geehrte Herr Muchlinsky, ich danke Ihnen für die Möglichkeit Fragen zu stellen. Das ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich. Mein Problem ist folgendes: Ich glaube an Gott und das habe ich schon von klein auf. Getauft wurde ich schon als Baby, demnach bin ich in der Kirche auch wenn mir das nie bewusst war. Nur mit Jesus habe ich mich damals nicht so befasst und die Kirche war nach einigen weniger schönen Begegnungen mein Feind und nur ein staatliches System dem es auschließlich ums Geld geht. Ich habe mein Leben geplant und dabei Gott wohl ein wenig zu sehr außer Acht gelassen, also auf Sand ein Traumschloss errichtet. Vor einem halben Jahr bewies Gott dann seinen Humor und führte mich über einen Kirchgeldbrief und meine daraufhin etwas explosive Reaktion, genau über meinen größten Kritikpunkt, und das darauf anschließende Gespräch mit einer Pfarrerin zur Kirche. Ich habe mich nach einem Glaubenskurs nachkonfirmieren lassen und nachdem nun mein Traumschloss keinen Sinn mehr ergibt und durch eine wunderbare Person die er mir geschickt hat, eingerissen wurde, bin ich nun dabei einzelne Trümmerteile wieder zu irgendetwas zusammen zu bauen. Glauben bestimmt mittlerweile mein Leben und meinen Alltag.Leider kriege ich das mit Jesus immer noch nicht auf die Reihe. Ich bin zwar schon auf dem Weg der Besserung (zum ersten Mal habe ich ihn in einem Gespräch verteidigt anstatt die Seite des Runtermachers einzunehmen) aber wirklich dahinter komme ich immer noch nicht. Was ist er? Ich begegne vielen Menschen die ihn als Gottessohn und Menschensohn ansehen... aber nicht als Gott. Und ich begegne vielen Menschen die sagen er ist Gott.. durch das unergründliche Geheimnis der Dreieinigkeit sei er Gott und Gottesohn, ein Teil vom Ganzen. Wo steht er? Ich möchte ja gerne glauben wie meine Pfarrerin predigt und sagt das er Gott ist, ein Teil und doch ein Ganzes. Aber ich komme nicht dahinter. Wenn ich HERR sage dann meine ich Gott. Für mich Gott-Vater. Wenn meine Gemeinde HERR sagt dann meint sie Jesus. Gott-Sohn. Nach der Jesus-ist-Gott Anschauung macht das ja nur in dem Maße eine Unterschied an welchen "Teil" von Gott wir uns wenden. (Für meine Pfarrerin macht das einen etwas größeren Unterschied- sie meint Herr ist das Attribut einzig für Gott-Sohn?). Aber im Alten Testament wird Gott-Vater doch auch Herr genannt? Spielt die Bezeichnung überhaupt eine Rolle? Wenn ich bete.... bete ich denn dann nur an einen bestimmten "Teil" von Gott? Oder nicht eher an den dreieinigen "ganzen" Gott? Und wäre es nicht viel wichtiger welchen "Teil" (so ein bescheidener Begriff, mir fällt nur nichts passenders ein) ich mit der Bezeichnung meine anstatt welchem er zugehört? Ist das eindeutig geklärt? Wenn Jesus also ein "Teil" von Gott ist, und anscheinend braucht man ja gar nicht mehr auf Gott zu hoffen sollte man nicht so glauben..., warum betet er dann zu Gott(-Vater)? Und das nicht nur einmal? Und warum wird im Gottesdienst dann soviel mehr Beachtung auf Jesus gelenkt als auf Gott-Vater? Wenn mit Herr immer Gott-Sohn gemeint wird dann scheint er ja schon wichtiger als jeder andere Teil... was dann irgendwie gar nicht mehr hinhauen würde. Und Gott versucht mir durch wunderbare Ereignisse auch wirklich auf den richtigen Weg zu bringen. Es tut mir wirklich sehr leid das ich teilweise einfach noch nicht so weit bin. Entschuldigung das das so viel und so wirr ist. Nur es wird ständig gesagt das man ohne Jesus nicht zu Gott findet und das sich Jesus nicht ewig finden lässt. Und ich komme echt ins verzweifeln, weil mein Glaube immoment Achterbahn fährt. Ich bereue es nicht das mein Lebenstraumschloss eingerissen wurde, jeder Stein der wieder aufgebaut wird macht mehr Sinn und Hoffnung als alles zuvor. Aber ich möchte so gerne näher zu Jesus kommen und im Moment will mir das einfach nicht gelingen. Ich hoffe sehr das Sie mir trotz der wirren Fragestellung helfen könnten dem ganzen etwas näher zu kommen. Vielen Dank für diese Möglichkeit
Lieber Schreiber,
Danke, dass Sie mit uns so Ihren Glauben teilen. Ich bin sehr berührt davon. Frank Muchlinsky ist gerade in Urlaub - so beantworte ich Ihre Frage.
Was mir kommt, wenn ich Ihnen zuhöre: Das geht sehr vielen Menschen so! ich höre das heute nicht das erst mal von jemanden aus der Kirche, dass er ein Problem mit Jesus hat. Auch in der Kirchengeschichte wurde darüber viel disktuiert.
Aber nun ist es IHR Thema! nicht das Thema von Ihnen - sondern Sie haben es. Sie haben schon so viel um dieses Thema gerungen und es hat sich Ihnen nicht gezeigt. So wird auch meine Antwort vermutlich nichts weiter zeigen. Aber ich möchte Ihnen sagen, wie ich persönlich Jesus sehe:
Für mich wird GOTT in Jesus Christus konkret. Ich wüsste nicht wie oder was "Gott" ist, wenn er sich nicht in Jesus gezeigt hat. Ist "Gott" böse oder langweilig oder gut? oder wie ist er? - das zeigt sich für mich in Jesus. Gott zeigt sich als LIEBE in ihm.
Jesus hat zu Gott gebetet - und er gab uns dieses Gebet "Vater unser im Himmel..." - und wir beten oft zu Jesus. Ich selbst auch! Ich bete zu Jesus, weil er mir als Person ein Gegenüber ist. Ich hab eine Ikone - da kann ich Jesus in die Augen schauen. Er blickt mich an. Das ist durch einen Menschen leichter mir zu vermitteln, wie Gott mich anschaut.
Jesus selbst war die Verkündigung des "Reiches Gottes" sein Anliegen. Das finde ich Moment sehr, sehr faszinierend, diesen Raum des "Reich Gottes" aufzusuchen, das mitten unter uns ist und inwendig in uns. Von dem Jesus so ergriffen war - davon will ich mich ergreifen lassen.
Soweit mal von mir an dieser Stelle.
Dazu haben viele Menschen etwas zu sagen.
Mit herzlichen Grüßen, verbunden im Gebet - Ihre Sabine Löw