Ich bin eigentlich von Herzen Christ, glaube, dass Jesus Christus uns (und damit auch mich) am Kreuz von unseren Sünden erlöst hat und wir allein durch diesen Glauben selig werden können.
Jakobus aber schreibt, dass ein Glaube ohne Werke tot sei. Verstehe ich auch. Aber welche Taten sind die richtigen und welche nicht?
Neben meinem Beruf spiele ich jeden Sonn- und Feiertag die Orgel im Gottesdienst (bekomme dafür eine Aufwandsentschädigung). Daneben gehe ich zum Bibelkreis und zum Gebetskreis, gestalte manchmal auch einen Gottesdienst mit. Des Weiteren ist mein Alltag je nach Situation mal mehr, mal weniger meinen leicht Pflegebedürftigen Großeltern gewidmet. Ich mache dort so weit wie möglich den Haushalt. Aber für andere Aktivitäten der Nächstenliebe bleibt mir da gar keine Zeit übrig, außer nach besten Kräften in Alltagssituationen meinem Nächsten freundlich zu begegnen. Und dann brauche ich auch einfach Zeit für mich. Ob das so OK ist?
Liebe Anna,
herzlichen Dank für Ihre Frage! Was Sie da von sich schildern, scheint mir ein fröhlicher Glaube zu sein. Dazu kann man Ihnen nur gratulieren.
Was Ihre Frage angeht, so möchte ich Sie gern auf das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter verweisen (Lk 10,25-37). Was Nächstenliebe für Jesus bedeutete, wird hier eindrücklich geschildert. Es geht in der Geschichte darum, dass man über die guten Taten, die man tun soll, einfach stolpert. Nächstenliebe bedeutet zu helfen, wenn man gebraucht wird. Das kann ganz unterschiedlich geschehen. Im Fall des Samariters sieht er jemandem halbtot an der Straße liegen. Er sieht und handelt. Er leistet Hilfe bis zum nächsten Tag, und dann übergibt er die Verantwortung an jemand anderen. Er zahlt dem Wirt der Herberge, in der er den Verletzten gepflegt hat, Geld für die weitere Pflege und zieht weiter.
Ich meine, dass wir aus diesem Gleichnis lernen können, dass wir einerseits aufmerksam durch das Leben gehen sollen und merken, wenn wir gebraucht werden. Andererseits dürfen wir auch Verantwortung abgeben, wenn es Zeit wird weiterzuziehen.
Was Sie von Ihrem Alltag schildern, lässt mich ahnen, dass Sie durchaus aufmerksam und hilfreich sind. Vor allem die Freundlichkeit, von der Sie schreiben, macht deutlich, dass Sie aus Ihrem Glauben nicht nur Gutes für sich selbst sondern auch für andere gewinnen. Darum lautet mein Rat, dass Sie so weiter machen: Aufmerksam und freundlich und auch wissend, dass Sie nicht immer und für alle da sein können.
Ich grüße Sie herzlich!
Frank Muchlinsky