Sehr geehrter Herr Pfarrer Muchlinsky,
Ich habe ein Problem. Ich bin gläubiger katholischer Christ und eigentlich glücklich seit 25 Jahren verheiratet. Allerdings hat meine Frau kein großes Verlangen mehr nach Sex. Wenn, dann tut Sie es mir zu liebe. Ich liebe meine Frau wirklich, bin aber auf der einen Seite nicht mehr so recht glücklich, da meine Frau, wie gesagt, keine große Lust am Sex hat. Wir sind seit 25 Jahren verheiratet.
Nun habe Ich eine gute Bekannte, welche Ich seit 30 Jahren schon kenne. Sie hat mich sehr gerne, ist allerdings nicht unbedingt glücklich verheiratet. Sie hat mir signalisiert, dass Sie gerne Sex mit mir hätte. Mir geht es genauso. Ich habe jedoch Angst vor einer Sünde. Darf Ich es trotzdem tun? Was raten Sie mir?
Vielen Dank für ihren Rat im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Josef
Lieber Josef,
ich verstehe Ihre Situation durchaus, und es ist sicherlich ein Problem, dass Ihre Frau Ihr Verlangen nach Sex nicht teilt, doch werden Sie von mir sicherlich nicht erwarten, dass ich Ihnen rate, Ihre Frau zu betrügen.
Mein Rat ist vielmehr, dass Sie mit derjenigen darüber reden, die direkt betroffen ist: Mit Ihrer Frau. Letztlich ist es doch gleichgültig, was für ein Problem Sie miteinander haben – sei es ein sexuelles oder ein finanzielles oder etwas ganz Anderes – in jedem Fall betrifft es Sie und Ihre Frau. Wenn Sie das Problem, das Sie beide betrifft, hinter dem Rücken Ihrer Frau lösen, dann brechen Sie ein wichtiges Versprechen, das Sie ihr gegeben haben.
Suchen Sie bitte nicht an einem anderen Ort nach Vergebung für etwas, das Sie Ihrer Frau antun. Wenn Sie sie betrügen, dann müssen Sie das mit Ihrem Gewissen ausmachen. Wenn Sie es richtig machen wollen, haben Sie die Möglichkeit, mit Ihrer Frau offen über Ihr gemeinsames Problem zu reden. Vielleicht finden Sie ja auch eine Lösung, die für Sie beide gut ist. Sie können sich auch Unterstützung für solch ein Gespräch holen. Gespräche über die gemeinsame Sexualität zu führend, ist nicht einfach, auch und gerade nach 25 Jahren Ehe. Darum gibt es viele Beratungsstellen, bei denen Sie sich Hilfe für solch ein Gespräch holen können. Hier ist ein Link zu den verschiedenen Angeboten in ganz Deutschland.
Ich verstehe, dass Sie Angst haben, etwas Falsches zu tun. Sie sollten sich weniger darum sorgen, eine Sünde zu begehen, als vielmehr darum, dass Sie Ihre Ehe in Gefahr bringen, wenn Sie hinter dem Rücken Ihrer Frau etwas tun, von dem Sie ausgehen müssen, dass sie es missbilligt.
Mit freundlichem Gruß
Frank Muchlinsky