Welche Chancen hat eine Ehe zwischen einem Christen und einer Nichtchristin?

Paul

Hallo Frau Keller,

kann eine Beziehung (Ehe) zwischen einem frommen Christen und einer Nichtchristin funktionieren? Mir geht es dabei nicht unbedingt um die biblische Begründung, sondern eher um die Einschätzung/Erfahrung Ihrerseits.

Ich versuche das Problem nochmal genauer zu beschreiben: Mir persönlich ist der Glaube an Gott sehr wichtig, und ich würde später auch gerne mit meiner Familie jeden Sonntag in die Kirche gehen. Die Person, mit der ich eine Beziehung eingehen möchte, sieht das anders. Ihr ist der Glaube nicht so wichtig, sie glaubt zwar das es irgendwie einen Gott gibt, hat aber kein Interesse an regelmäßigen Kirchgängen. Bis auf diese Differenz verstehen wir uns menschlich sehr gut miteinander. Was würden Sie mir raten?

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Lieber Paul,

 

mittlerweile ist Frau Keller im Urlaub, und darum hoffe ich, dass Sie auch mit einer Antwort von mir etwas anfangen können.

Ich verstehe Ihre Frage sehr gut. Wenn jemandem etwas wichtig ist, dann möchte man es am liebsten auch mit dem Partner oder der Partnerin teilen. Und wenn Ihr Glaube Ihnen viel bedeutet, dann möchten Sie ihn auch entsprechend leben und –Sie deuten es ja an – auch gern an Ihre Kinder weitergeben. Wenn man dann einen Partner hat, dem das nicht wichtig ist, kann das in der Tat kompliziert werden.

 

Die Antwort auf Ihre Frage ist in dem enthalten, was Sie am Ende schreiben: Sie verstehen sich gut miteinander. Das sollte der Schlüssel sein. Einander zu verstehen bedeutet ja, dass man miteinander redet, dass man sich austauscht und darum weiß, was dem Gegenüber wichtig ist. Wenn Ihre Partnerin weiß, wie wichtig Ihnen der Glaube ist, kann sie sich dazu verhalten. Sie kann es verstehen und akzeptieren, selbst wenn sie das selbst anders sieht.

Stellen Sie sich einmal die folgende Szene vor: Es ist Sonntagmorgen. Sie ziehen mit Ihren Kindern los in die Kirche, Ihre Frau gibt jedem von Ihnen einen Abschiedskuss und lächelt. Sie sagt in etwa: "Bis nachher. Wenn ihr wiederkommt, machen wir noch einen schönen Ausflug!" Oder vielleicht so am Samstagabend: "Kommst Du morgen mit zur Kirche, Schatz? Ich würde mich sehr freuen, weil ich mich gern anschließend mit Dir über die Predigt unterhalten möchte. Der Text, der morgen dran ist, klingt wirklich spannend." "Okay, wenn es Dir wichtig ist, komme ich diesmal mit. Worum geht es denn in dem Text?"

 

Wenn Sie mit Ihrer Partnerin im Gespräch bleiben, ist sehr viel möglich. Ob jemand gläubig ist oder nicht, spielt für eine Partnerschaft nur dann eine unheilvolle Rolle, wenn man das gegenüber unbedingt überzeugen möchte. Wer einander liebt, akzeptiert aber auch solche Unterschiede. Und noch einmal. Um die Unterschiede akzeptieren zu können und mit ihnen zu leben, ist es unbedingt notwendig, sich über diese Unterschiede zu unterhalten. Ein "Mit ist das einfach wichtig!" hilft nicht recht weiter. Besser ist es, wenn Sie einander deutlich machen, was genau Ihnen wichtig ist, was es Ihnen jeweils konkret bedeutet.

Sie lieben einander. Das ist schön. Sie verstehen einander. Das ist wunderbar. Beides zusammen ist die beste Voraussetzung für eine gelungene Partnerschaft. Pflegen Sie sie!

 

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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