Christi Geburt wirklich am 24. Dezember?

R.Haas
Christus Figur in der Krippe
pexels / Jeswin Thomas

Sehr geehrter Herr Muchlinsky,

warum versuchen die Kirchen krampfhaft den "Geburtstag" Jesu mit dem 24.12. in Verbindung zu bringen? Jesus wurde am 14.Nisan hingerichtet, d.h. an dem "Tag", an dem die Juden vor ihrem Auszug aus Ägypten das Passah essen mussten. Dieses Passah war im März 33 u.Z., und wenn Jesus doch mit 33 1/2 Jahren gestorben ist, kann er unmöglich am 24.12. geboren sein. Warum dann die Gläubigen in Unwissenheit lassen?

Mit freundlichen Grüßen Robert Haas

Lieber Herr Haas,

das Kirchenjahr, das die Christinnen und Christen seit Jahrtausenden feiern, richtet sich nicht unbedingt an historischen Daten aus. Was Ostern angeht, so haben wir das biblische Zeugnis, das vom Passahfest berichtet. Himmelfahrt sollte vierzig Tage nach Ostern sein, Pfingsten ist fünfzig Tage nach Ostern. Allerdings haben sich katholische und evangelische Kirche auch hier schon längst einen Sonderweg gesucht, denn wir orientieren und schon lange nicht mehr am jüdischen Passahfest, sondern errechnen "unseren" Ostertermin unabhängig vom jüdischen Kalender.

Man könnte also sagen, dass wir ganz und gar nicht "krampfhaft" an etwas festhalten, sondern im Gegenteil recht flexibel sind. Zu Weihnachten (übrigens der 25.12.) feiern wir auch streng genommen nicht den Geburtstag Jesu, sondern die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Es geht nicht darum, dass wir uns vorstellen, dass Jesus mit seinen Jüngern am 25. Dezember zusammensaß und Kerzen auf seinem Kuchen ausblies, zumal es einen Kalender mit einem 25. Dezember ja ohnehin noch nicht gab. Es gibt eine Reihe von Erklärungen, warum genau es zu dem Datum des 25. Dezember kam. Gut erklärt finden Sie das zum Beispiel hier.

Die Feier der Erscheinung Gottes in der Welt wird in den orthodoxen Kirchen zum Beispiel auch gar nicht am 25.12., sondern am 6.1. gefeiert. Das kommt Ihrer Rechnung nach auch nicht hin, aber darauf kommt es wie gesagt auch nicht an. Wichtig ist zu Weihnachten, dass Gott sich den Menschen nach dem christlichen Bekenntnis in Jesus Christus offenbart hat. Da wir zwei Geschichten von der Geburt Jesu in der Bibel haben, liegt es nahe, die an diesem Tag zu den Haupttexten zu machen.

Nun noch eine ganz dringendes Anliegen meinerseits: Unsere Kirche mag nicht alles richtig machen, aber bitte werfen Sie uns nicht vor, wir würden irgendetwas unter dem Deckel halten. Wir lassen die Gläubigen nicht in Unwissenheit. Unsere Kirche ist kein esoterischer Geheimbund, in dem nur Eingeweihte die volle Wahrheit zu hören bekommen. Was wir sagen, was wir lehren, das tun wir allezeit öffentlich. Nur, weil etwas nicht von allen gewusst wird, heißt das nicht, dass wir es nicht allen erzählen.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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