Christsein durch Taufe?

Heiko

Hallo Herr Muchlinsky,

ich habe Ihre Aussage nicht ganz verstanden, dass man durch die Taufe Christ wird. Was sagen sie zu den folgenden Situationen, mit denen ich konfrontiert bin.

  1. Ich habe einen sehr guten Freund, der nicht als Kind getauft wurde, aber sehr gläubig ist und bald taufen lassen will. Ist er kein Christ?
  2. Der Verbrecher, der neben Jesus am Kreuz hing und dem zugesagt wurde, er wäre noch heute im Paradies. Er war nicht getauft - war er kein Christ?
  3. Ich habe zwei Freunde, die als Kind getauft wurden, sich heute als Moslem verstehen. Sind sie Christen?
  4. Ein landeskirchliches Paar bekommt ein Kind, das Kind wird getauft. Ein baptistisches Paar bekommt ein Kind, es wird gesegnet. Ist erstes Christ, das zweite nicht?
  5. Wenn ein Kind getauft wird und dadurch "Christ" wird. Was verändert sich dadurch. Ist es mehr von Gott geliebt, mehr von Gott angenommen, ist es mehr gerettet?

Vielen Dank für Ihre Antworten!
Heiko Lachmann
Vielen Dank für Ihre Antworten.

Lieber Herr Lachmann,

 

viele Fragen haben Sie da. Aber im Grunde genommen gibt es auf all diese Fragen immer nur die eine Antwort, die ich bereits gegeben habe: Durch die Taufe wird man Christ. Gern gehe ich Ihre Fragen aber noch einmal einzeln durch:

  • Ich habe einen sehr guten Freund, der nicht als Kind getauft wurde, aber sehr gläubig ist und bald taufen lassen will. Ist er kein Christ?

Ja, so ist es, Er ist gläubig, hat sich aber noch nicht in der Taufe zum christlichen Glauben bekannt. Er darf sich also auf seine Taufe freuen, sie wird ihn zum Christen machen.

  • Der Verbrecher, der neben Jesus am Kreuz hing und dem zugesagt wurde, er wäre noch heute im Paradies. Er war nicht getauft - war er kein Christ?

Jesus gibt seinen Auftrag zur Taufe erst  nach seiner Auferstehung. Vorher gilt jedes anders gesprochene Bekenntnis zu ihm als Aufnahme in die Gemeinschaft, also auch das Bekenntnis des Verbrechers am Kreuz neben ihm.

  • Ich habe zwei Freunde, die als Kind getauft wurden, sich heute als Moslem verstehen. Sind sie Christen?

Nach christlichem Verständnis kann die Taufe nicht rückgängig gemacht werden. Darum ja, sie sind weiterhin Christen, auch wenn sie – ebenfalls aus christlicher Perspektive – derzeit einen falschen Weg eingeschlagen haben, weil sie einer anderen Offenbarung als der durch Jesus Christus nachfolgen.

  • Ein landeskirchliches Paar bekommt ein Kind, das Kind wird getauft. Ein baptistisches Paar bekommt ein Kind, es wird gesegnet. Ist erstes Christ, das zweite nicht?

Ja, wie bereits in der ersten Frage: So ist es. Das Kind der baptistischen Eltern wird später zum Christen.

  • Wenn ein Kind getauft wird und dadurch "Christ" wird. Was verändert sich dadurch. Ist es mehr von Gott geliebt, mehr von Gott angenommen, ist es mehr gerettet?

Wer getauft ist, gehört zur Gemeinschaft der Heiligen, von der wir auch im Glaubensbekenntnis sprechen. Das bedeutet zuerst, dass ein getaufter Christ Gott, wie er sich in Jesus Christus offenbart hat, als seinen Gott bekennt. Im Falle von Kindern haben die Eltern stellvertretend dieses Bekenntnis gesprochen. Das Kind wird sich in der Konfirmation selbst zu Gott bekennen. Wer getauft ist, gehört zur "einen heiligen, christlichen Kirche". So heißt es im Artikel 7 des Augsburger Bekenntnisses von 1530, auf das sich bis heute die lutherischen Kirchen berufen.

 

Diese Gemeinschaft wird aber nicht als deckungsgleich mit denen gesehen, die "gerettet" sind, wie Sie es schreiben. Wen Gott zum heil bestimmt, ist unserem menschlichen Urteil entzogen. Das bestimmt Gott allein. Es gibt keinen Automatismus: Getauft gleich gerettet, nicht getauft gleich nicht gerettet. Nur getauft gleich Christ, das stimmt so.

 

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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