Erste Ordination einer Pfarrerin in Berlin

Helmut Herbert
Foto: epd/Peter Endig
Evangelische Pfarrerinnen beim FrauenFestTag in Wittenberg am 12.08.2017.

Lieber Frank Muchlinsky,
eine Nachbarin, die an einer Studie über Frauen in der Nachkriegszeit in Berlin arbeitet, stellte mir die Frage, wann erstmals in Berlin eine Frau als Pfarrerin ordiniert worden sein - am besten mit Angabe des Kirchengesetzes.
Und da ich ehrenamtlich für die EKD tätig bin, dachte sich die gute Frau, ich weiß das wohl.
Nachdem ich im Internet viele Texte gefunden habe, aber nicht die explizite Antwort, schreibe ich einfach mal. Und bedanke mich im Voraus.

Lieber Herr Herbert,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich habe mich, wohl ganz gleich wie Sie, zunächst im Internet auf die Suche nach einer Antwort auf Ihre Frage gemacht. Vom Studienzentrum für Genderfragen der EKD habe ich eine Studie gefunden, die sich genau mit der von Ihnen angesprochenen Thematik beschäftigt, es geht um die Gleichstellung im geistlichen Amt. Hier finden Sie die sehr übersichtliche Studie: 

Folgendes konnte ich aus den Daten konkret zu Ihrer Frage herauslesen: Eine erste rechtliche Regelung zur Anstellung von Theologinnen im kirchlichen Dienst gab es in der EKBO 1927. Ein entsprechender Gesetzestext findet sich im „Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellung der Vikarinnen vom 9.5.1927 (KGVBl. 11, 1927, S. 228 ff)“.

Für 1953 wird die erste Ordination, Ablösung der Einsegnung, in der EKBO verzeichnet. Es gibt einen offiziellen Gesetzestext, der dies festhält: „Zulassung zum Gemeindepfarramt mit Einschränkungen im Kirchengesetz betreffend Vorbildung und Anstellung von Pfarrvikarinnen in der EKU vom 15.5.1952 (ABl. EKD 1953 Nr. 101 sowie KABl. 1955 [Nr. 2a], S. 12); 1962 ohne Einschränkungen: Erste Pastorinnenverordnung vom 3.7.1962 (KABl. S. 10); 1943 Sonderfall einer Ordination“.

In einem zweiten Schritt habe ich bei der EKBO ganz konkret nachgefragt und man hat mir Januar 1954 als Datum der ersten ordinierten Frau genannt. Darauf folgten im Februar und März die zweite und dritte Frau. Wenn das Gebiet der heutigen EKBO betrachtet wird, dann gab es zudem einen „Sonderfall“ in Sachsenhausen, denn dort wurde bereits 1943 die erste Frau ordiniert. 

Wenn nun also beide Quellen zusammengenommen werden, dann muss die erste Frau in der EKBO im Dezember 1953/ Januar 1954 ordiniert worden sein.

Sollte Ihre Nachbarin dieses Ergebnis nicht zufrieden stellen, dann verweisen Sie sie gern an das Genderzentrum der EKD. Dort sind weitere Quellen und Daten zum Thema hinterlegt.

Herzliche Grüße

Pia Heu

Fragen zum Thema

Lieber Henning, zu der von Dir beschriebenen methodistischen Pfarrerin aus dem Jahr 1913…
Liebe „Gästin“, die Idee der Sabbatzeit geht zurück auf die Bestimmungen im Alten…
Liebe Frau Müller,    ja - das ist eine sehr gute Frage! Was macht eigentlich…