Wie unterscheidet sich das evangelische Abendmahl vom katholischen Abendmahl?
Was ist oder soll der Unterschied sein?
Warum sind da beide Konfessionen der Meinung, nur er hat die richtige Auslegung?
Kann man sich da nicht endlich einigen?
Das ist bestimmt nicht, was Jesus wollte als er das Brot brach und seinen Jüngern gab.
Und als er den Wein trank, was sagte er da wirklich? Warum werden diese Worte unterschiedlich ausgelegt?
Mfg. Hannelore
Liebe Hannelore,
vielen Dank für Ihre Frage, die wohl gerade in der Diskussion um das gemeinsame Abendmahl von konfessionell-verschiedenen Paaren, so einigen durch den Kopf geht. Grundsätzlich haben das evangelische und das römisch-katholische Abendmahl sehr viel gemeinsam. Das vergessen wir oft und konzentrieren uns nur auf die Unterschiede. Wir spüren wie Jesus Christus uns nahe ist, wie er für uns gestorben ist und wie Brot und Wein als Zeichen uns dabei dienen.
Der entscheidende Unterschied ist allerdings die Form der Anwesenheit Christi im Abendmahl und das ist auch der springende Punkt, warum es bis heute – auch nach ca. 2000 Jahren nach dem letzten Abendmahl Christi – noch verschiedene Ansichten gibt. Wir beide glauben, dass im Abendmahl, d.h. im Moment der Abendmahlsfeier Christus real präsent, also wirklich anwesend, ist. Im römisch-katholischen Verständnis geht man davon aus, dass dies auch nach der Abendmahlsfeier noch der Fall ist. Wenn also das Glöckchen klingelt und die Hostien gewandelt sind, bleibt dieser Zustand auch so. Man verweist hier auf die Ontologie des Aristoteles, der zwischen Akzidens und Substanz unterscheidet. In der römisch-katholischen Kirche ändern mit der Wandlung Brot und Wein ihre Akzidens nicht, aber ihre Substanz. Das nennt man Transsubstantiation. Es bleiben also Brot und Wein als sichtbare Elemente, in ihrer Hülle sozusagen, sie werden aber substantiell gesehen Leib und Blut Christi - und das ganze geschieht dauerhaft, ist also nicht umkehrbar. Wie bereits anklang, teilt die lutherische Position dieses Verständnis nur teilweise, denn die Wandlung ist hier nur für den Moment der Eucharistie angenommen. Das ist auch der Grund, warum in kleineren Abendmahlskontexten oftmals die Gemeinde nach dem Abendmahl zum gemeinsamen Verzehr des übriggebliebenen Brotes eingeladen wird. Das ist im römisch-katholischen Kontext nicht denkbar. Hier werden übrige Hostien im Tabernakel verstaut und beim nächsten Mal, da sie ja immer noch Leib Christi sind, weiter verwendet.
Das ist der größte Unterschied im Moment der Eucharistie. Was jedoch ebenfalls eine Rolle spielt, ist das Amtsverständnis. Wer ist also die Person, die das Abendmahl spendet? Der römisch-katholische Priester steht in der apostolischen Sukzession, d.h., dass er durch Handauflegung in der direkten Nachfolge der Apostel steht. Durch seine Weihe ist er im Moment der Hlg. Messe, deren Kern die Eucharistie ist, Stellvertreter Christi auf Erden. Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer stehen nicht in dieser Linie der Handauflegung und sind deshalb nicht geweiht. Es obliegt ihnen also, nach streng römisch-katholischer Lehre, nicht, die Eucharistie zu spenden. Die Wandlung ist also nicht passiert, wenn ein evangelischer Pfarrer bzw. eine evangelische Pfarrerin die Hostie wandelt.
Ich hoffe, dass Ihnen daraus ersichtlich wird, warum evangelische und römisch-katholische Christen nicht ohne Weiteres zusammen Abendmahl feiern können.
Pia Heu