Man lebt nur einmal?

Coriander als Gast
Foto: Aris Suwanmalee/stock.adobe

Lieber Frank Muchlinsky,
kürzlich nach dem Gottesdienst musste sich Frau Pfarrerin vorhalten lassen, dass sie in der Predigt gesagt hatte "Man lebt nur einmal". Sie stand dazu, dass wir hier in dieser Welt nur einmal leben - aber der Predigthörer wollte wissen, was denn mit Elia sei. Laut Matth. 17 sei Johannes der Täufer der wiedergeborene / reinkarnierte Elia. Nun fängt es ja mal damit an, dass Elia laut Bibel, wenn wir denn Wort für Wort lesen wollen, gar nicht gestorben ist. Aber auch sonst glaube ich nicht, dass wir als Christen irgendwas mit Reinkarnation am Hut haben. Dennoch, wie könnte man diesem Bibelleser antworten, und wie deuten Sie die Aussage von Jesus, Elia sei bereits erschienen, und die Anmerkung des Evangelisten, die Jünger hätten verstanden, dass Jesus von Johannes geredet habe? Das Gespräch wird ja wiedergegeben kurz nach der Geschichte von der "Verklärung", bei der den Jüngern auch Elia und Mose erschienen.

Liebe/r Coriander,

ja, man lebt nur einmal. Zumindest ist das durchweg die Vorstellung, die in der Bibel herrscht. Das Weltbild der Bibel ist letztlich ein lineares, das heißt, es gibt einen Anfang und ein Ende von allem. Die Schöpfung hat einen Anfang, und sie wird ein Ende haben, ebenso wie jedes Leben einen Anfang und ein Ende hat. Das gilt auch für Elia. Sie haben es ganz richtig gesehen: Elia ist laut biblischem Zeugnis nicht gestorben. Er fuhr in einem "feurigen Wagen mit feurigen Rossen" direkt in den Himmel (2. Kön 2,11). Genau das ist der Grund, warum sich in der späten Prophetie die Vorstellung durchsetzte, dass er auch wiederkommen könnte. In Maleachi 3,23 wird beschrieben, dass Elia derjenige sein wird, der dem Anbruch der "Königsherrschaft Gottes" direkt vorausgeht. Wäre Elia tot, wäre diese Vorstellung für die Bibel unmöglich.

In Mat 17,12 legt Jesus die Stelle bei Maleachi so aus, dass sozusagen die Aufgabe des wiederkehrenden Elia bereits durch Johannes den Täufer erfüllt ist. Im Grunde ist Elia bereits wieder da, nur haben es die Leute nicht kapiert, "sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten." Es geht also nicht um Reinkarnation, sondern es geht um das Kommen der Herrschaft Gottes.

Das Christentum hat tatsächlich grundsätzlich mit der Reinkarnation "nichts am Hut", wie Sie sagen. Darum hat Ihre Pastorin vollkommen Recht, wenn sie die Einmaligkeit jedes einzelnen Lebens betont. Die einzige Wiedergeburt, die das Christentum kennt, ist die durch die Taufe. Durch sie wird jeder Mensch augenblicklich erlöst, das heißt, er wird ohne weiteres Zutun, ohne mehrere Versuche oder gar mehrere Leben in das ewige Leben Gottes aufgenommen. Insofern kann Paulus davon sprechen, dass wir "in Jesu Tod getauft" und nun "in einem neuen Leben wandeln." (Röm 6,3)

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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