Warum heißt es, dass es der größte Triumph des Teufels war, die Menschen glauben zu machen, dass er nicht existiert?
Liebe Kathrin,
dieses Zitat kommt öfter vor - zum Beispiel als Filmzitat in "Gottes Werk und Teufels Beitrag" und als Aphorismus des Dichters Charles Baudelaire.
Was ist damit gemeint?
Dieses Zitat gibt zu bedenken, dass auch das Weg-Rationalisieren des Teufels, der Gedanke "An den Teufel glauben wir nicht" oder "Den brauchen wir nicht mehr" schon ein Plan des Teufels gewesen ist, der sozusagen gut geklappt hat. Und nun - durch diese Lücke hindurch (die entsteht, wenn wir einen Teufel verneinen), kommt er, der Teufel, sozusagen wieder. Wenn wir also besonders modern und rational sind und die Figur mit der Schwanzquaste und dem Dreizack nur noch niedlich finden können - gerade dann ist ein Weg frei für eine neue Wirkungsart des Bösen.
Ich finde, dass da was dran ist - auch im übertragenen Sinn. Ich glaube nicht an einen personalisierten Teufel - aber wenn ich die "Figur" wegnehme, dann bleibt da noch das übrig, was mich das Fürchten lehrt, das, was ich rational nicht erklären kann, das, was mich manchmal durchaus auch meiner Hoffnung beraubt. Ich finde also, dass in dem Zitat eine Wachheit gefordert wird, die ich nicht falsch finden kann. Wach zu bleiben und die Welt so anzuschauen, wie sie ist und das, was man nicht erklären kann, was einem Angst macht, sich auch eingestehen und sich damit an Gott wenden - ich denke, das ist ein Weg, um Angstmachendes nicht wegzudrücken, sondern darauf zuzugehen.
Herzliche Grüße - auch im Namen von Frank Muchlinsky
Veronika Ullmann