Wird die Arbeitszeit von Pfarrer:innen kontrolliert?

Karl Rathgeber
Pfarrer*in verlässt Kirche
© Pawel Kajak/iStockphoto/Getty Images

Viele Pfarrer:iInnen klagen über Überlastung. Zu wenig Zeit für „das Eigentliche“, zu viel Verwaltungskram. Ein Pfarrer sagte mal im Kirchenvorstand, wenn er samstags über den Markt geht und mit Leuten (wie viele hat er nicht beziffert) spricht, sei das aktive Seelsorge, mithin Arbeitszeit. Wie wird denn die Arbeitszeit von Pfarrpersonen definiert, bewertet bzw. berechnet und wie wird sie überwacht? Können Sie dazu etwas sagen?

Lieber Herr Rathgeber,

in Ihrer Frage sprechen Sie zwei Themen an, die man getrennt von einander betrachten sollte. Das eine Thema ist: Was sind die Aufgaben von Menschen im Pfarramt? Die andere Frage ist die nach der Arbeitszeit von Pfarrerinnen und Pfarrern.

Ich will die zweite Frage zuerst beantworten. Pfarrerinnen und Pfarrer haben gesetzlich die Pflicht, „erreichbar zu sein“. So steht es in §37 des Pfarrdienstgesetzes der EKD: „Pfarrerinnen und Pfarrer müssen erreichbar sein und ihren Dienst innerhalb angemessener Zeit im Dienstbereich aufnehmen können.“ Man kann das durchaus mit einem Bereitschaftsdienst in einem Krankenhaus vergleichen, und dass der Bereitschaftsdienst von Pfarrerinnen und Pfarrern nicht endet.

Aus diesem Grund ist es weder möglich, noch ist es angedacht, dass Menschen im Pfarramt ihre Dienststunden berechnen. Sie sind im Grunde genommen immer im Dienst, mindestens aber in Dienstbereitschaft. Das klingt nicht nur anstrengend, es ist es auch.

Den vielen Pflichten und der vielen Arbeit steht allerdings auch eine gewisse Freiheit gegenüber, denn wie genau jemand das eigene Amt ausübt, wird zwar einerseits durch den Arbeitsplatz bestimmt, andererseits sind sie auch recht frei darin zu entscheiden, wo sie die Schwerpunkte ihrer Arbeit setzen. Verpflichtet sind sie zu Gottesdienst, Seelsorge und Verkündigung. Das ist gesetzlich ebenfalls geregelt in §24 PfDG. Das ist das „Eigentliche“, dass Pfarrerinnen und Pfarrer tun sollen. Wie sie das tun, entscheiden sie weitgehend selbst. Wer das Gespräch auf dem Wochenmarkt sucht, um seelsorglich zu arbeiten, kann das tun.

Da Kirchengemeinden auch bestimmte Bedürfnisse an ihre Pfarrerin oder ihren Pfarrer haben, sind die natürlich nicht vollkommen frei zu entscheiden, wie sie Ihre Kräfte einsetzen. Oft kommt es dann dazu, dass Menschen im Pfarramt mehr arbeiten, als sie eigentlich leisten können, weil sie auf der einen Seite die Gemeinde haben, die bestimmte Anforderungen stellt und auf der anderen Seite möchten sie gern das arbeiten, wozu sie ausgebildet und berufen wurden.

Ich kann darum nur um Verständnis bitten, wenn die Kolleginnen oder Kollegen laut aufseufzen, wenn sie mal das Gefühl haben, überfordert zu werden und zu wenig Zeit für „das Eigentliche“ ihrer Arbeit zu haben.

Mit herzlichem Gruß

Frank Muchlinsky

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