Sollte der Mensch noch existieren, wo er doch die Welt zerstört?

Patrick Walser

Inzwischen habe ich jeden Glauben an die Menschheit verloren. Sie zerstört die Welt und sich selbst. Ist die Existenz des Menschen noch im Sinne Gottes? Würde Jesus heute noch sagen: "Denn sie wissen nicht was sie tun?" Denn alle WISSEN ganz genau was sie tun, sie zerstören, sie töten. Kann Gott uns Menschen noch ertragen? Ich kann die Menschen kaum noch ertragen.

Lieber Patrick,

in Ihrer Frage lese ich auch eine persönliche Not, die Sie quält. Wenn ich selbst andere Menschen nur noch als Problem in meinem Leben erlebe, dann liegt Ihre Frage schnell auf der Zunge. Warum muss der Mensch, warum muss ich das alles ertragen? Warum erträgt Gott das? 

Umgekehrt ist es aber auch richtig: Wenn Gott all dieses sinnlose Leid erträgt, das Menschen einander und der Schöpfung zufügen, dann ist er an meiner Seite. Nachfolge Jesu heißt, dass ich nicht weglaufe, wenn es mit meinem Glauben schwierig wird. 

Ich halte mich in Momenten, in denen mir die menschliche Fähigkeit alles zu vernichten, deutlich wird, an Gottes Versprechen. Am Ende der Sintflut heißt es: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe." (1. Mose 8,21)

Nur weil Sie den Glauben in die Menschheit verlieren, müssen Sie Ihren Glauben an Gott nicht auch noch verlieren. Das will Gott nicht, im Gegenteil. Dass er unser Leben aushält und uns aufrichtet, das spüren Sie vielleicht erst später. Sicher ist heute: Gott stellt sich der Sinnfrage und erträgt sogar das Sinnlose, so lese ich das Evangelium von Jesus Christus. 

Als ich am Sonntag nach den Anschlägen auf das World Trade Center in schwere Stimmung geriet, legte mir ein Gemeindeglied eine Postkarte mit einem Foto von einem fetten roten Apfel auf den Altar. Als ich den Gottesdienst eröffnen wollte, las ich ein Wort, das Martin Luther zugeschrieben wird: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." So ist das, an schlechten Menschen will Gott keinen Schaden nehmen. Im Gegenteil, seine Gnade wird mir in all den Krisen, die ich erlebe, immer wichtiger. 

Seien Sie behütet, Ihr Pastor Henning Kiene 

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