Darf man als Christin vereidigt werden?

Jessika

Hallo Frau Scholl!

Aufgrund meines Studiums muss ich morgen einen Eid ablegen, da ich auf Widerruf verbeamtet werde. Ich freue mich eigentlich auf das Studium, aber jetzt habe ich realisiert, dass ich dann ja schwören muss.

Das macht mich so unsicher, da ich gehört habe, dass man laut der Bibel nicht schwören soll. Habe auch schon recherchiert, es gibt verschiedene Stellungnahmen von anderen Christen dazu.

Was denken Sie darüber? Ich habe mich jetzt schon monatelang darauf gefreut, gehe jetzt aber mit gemischten Gefühlen darein. Ich habe einfach Angst, falsch zu handeln.

Danke im Voraus!

Liebe Grüße

Jessika

Liebe Jessika, 

jetzt versuche ich Dir ganz schnell zu antworten, weil das Ereignis von dem Du schreibst, ja unmittelbar bevorsteht. 

In der Tat erteilt Jesus in der Bergpredigt dem Schwören eine deutliche Absage (Mt 5, 33-37). Das Zentrale dieser Aussage liegt aber nicht im Wesentlichen darin, dass das Schwören auf magische Weise etwas schlechtes bewirken würde für diejenige, die schwört. Es geht eher darum, dass Jesus das Schwören für unnötig hält. "Eure Rede aber sei: ja, ja; nein, nein." (Mt 5,37) Jesus geht also davon aus, dass derjenige, der in seiner Nachfolge lebt, bei all seinen Aussagen und Versprechungen so wahrhaftig ist, dass es diese äußere Form eines Schwures garnicht braucht. Bibelforschende gehen zudem davon aus, dass Jesus bei seiner Absage an den Schwur im Blick hatte, dass zu seiner Zeit ständig und zu vielen Gelegenheiten geschworen wurde, so dass diese Schwüre zu leeren Hülsen geworden sind. 

 

Wenn Du heute zur Beamtin vereidigt wirst, ist das ein so genannter promissorischer Eid, d.h. du versprichst eine Gemeinschaft bzw. dem Land Deine Aufgaben gewissenhaft zu übernehmen und dabei das Wohlergehen dieses Gemeinwesens im Blick zu behalten und nichts zu tun, was diesem schadet. Das ist doch zunächst mal etwas, was in keinerlei Bruch steht mit einer christlichen Grundüberzeugung, sondern dieser sehr entspricht. Vielleicht kann für Dich eine Hilfe sein, den Fokus für Dich auf diesen Inhalt des Versprechens zu legen, statt auf seine Form. Letztlich ist es eigentlich nicht so wichtig, welche Formen und Worte wir genau wählen, um etwas zu sagen. Wichtig ist, dass wir wahrhaftig sind, in dem, was wir tun und sagen. 

 

Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen heutigen wichtigen Tag. Da fängt ja ein ganz neuer Lebensabschnitt an. Ich hoffe, mit meinen Zeilen konnte ich vielleicht ein wenig dazu beitragen, dass Du mit weniger Furcht und mit mehr Vorfreude auf diesen Anlass heute zugehen kannst. Für Deine neuen Herausforderungen wünsche ich Dir Gottes Segen!

 

Katharina

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