Was bedeutet das Abnehmen der Christ:innen?

Peter Schmidt

Sehr geehrte Frau Klee,
ich hätte eine Frage, was die Verringerung der Christ:innen auf der ganzen Welt betrifft. In Deutschland nimmt die Zahl der Christ:innen seit etwa 1970 konstant ab. Alleine zwischen den Jahren 2018 und 2019 traten etwa 1.000.000 Protestant:innen und Katholik:innen in Deutschland aus ihren Kirchen aus. Wie steht das in Verbindung mit dem christlichen Glauben? Heißt es, dass Gott kurz davor ist Selbstmord zu begehen oder die Menschheit auszurotten? Oder liegt es einfach nur daran, dass Satan gerade die Oberhand auf der Welt gewinnt und anscheinend stärker als Gott ist und somit alle Nicht-Christ:innen auf dieser Welt nur Sünder:innen und Satanist:innen sind? Wäre es da nicht mal langsam an der Zeit für Gott die "frohe" Botschaft eigenständig in anderen Ländern zu verbreiten?
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Schmidt.

Lieber Herr Schmidt,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob Ihre Frage tatsächlich als Anfrage oder aber als Provokation gemeint ist. Was mir auffällt ist, dass Sie eine Sicht haben, die sehr auf Europa oder Deutschland zentriert ist. Wie Sie richtig feststellen, nimmt in Deutschland das Christentum kontinuierlich ab. Dafür wachsen neue religiöse und spirituelle Formen. Es ist also nicht unbedingt so, dass der Religiösität als solches abnimmt - sie nimmt nur andere Formen an. Ob in den heutigen so komplexen Zeiten Kirchenmitgliedschaft tatsächlich noch das geeignete Mittel ist, um christlichen Glauben nachzuweisen, bleibt für mich fraglich. Glauben kann sich verschiedentlich ausdrücken und ein christlicher Glaube muss nicht zwangsläufig in einer Kirchenmitgliedschaft bei einer evangelisch-landeskirchlichen oder katholischen Kirchengemeinde münden.

Zudem ist es so, dass die verschiedenen Weltreligionen in diesem Land durchaus in gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung miteinander leben können. Menschen anderer Glaubensformen sind also genauso gläubig, wie es auch Christinnen und Christen sind. Die Unterschiede zwischen den Weltanschauungen haben oft vor allem kulturelle und historische Gründe.

Was das weltweite Christentum betrifft, wäre ich angesichts des Kolonialismus und der damit verbundenen Missionierung vorsichtig mit einem Wunsch, dass sich das Christentum verbreiten möge. Hier ist in den letzten Jahrhunderten viel Gewaltvolles entstanden. Nichts destotrotz ist es so, dass das Christenum in manchen Ländern ein Wachstum verzeichnen kann. In Südkorea oder China existieren beispielsweise sehr große christlichen Gemeinden. Insgesamt gibt es weltweit 2,2 Milliarden Christinnen und Christen.

Also: Nur, weil sich Formen des Glaubens verändern, heißt das nicht, dass Gott trotzdem weiterhin in unser aller Leben wirkt.

Beste Grüße,

bleiben Sie behütet,

Johanna Klee

 

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