Warum lässt Gott zu, dass unschuldige Tiere leiden?

Sabine
Sehr geehrtes Team von evangelisch.de, mein Glaube wird zur Zeit auf eine sehr harte Probe gestellt. Eine traumatische Kindheit, ein schwieriges Leben, den andauernden Wunsch aus dem Leben zu treten, trotz zahlreicher Therapien... Ich habe eine Aufgabe in meinen Tieren gefunden, umhergereichten Tieren ein liebevolles Zuhause zu geben und Ihnen bis zuletzt und darüber hinaus eine Familie zu sein und einen Ort zu bieten, an den sie immer willkommen sind. Meine geliebten Tiere mussten nun aber sehr leiden, mein erster Gefährte hat 3 Tage vor seinem Tod sehr gekämpft, mein zweiter Gefährte hat sich ganze 5 Monate mit Krebs gequält und musste wie sein großer Bruder erlöst werden, nun habe ich ein Geschwisterpaar, seit 3 Monaten und die eine Schwester hat nun wieder Krebs, sie ist blind geworden und hat neurologische Ausfälle. Ich habe bei meinen ersten beiden Gefährten gebetet, gesagt zu Gott er soll meine Lebenszeit abziehen, damit meine Jungs länger leben, dass er sie wenigstens friedlich einschlafen lassen soll, wenn er es nicht verhindern kann, dass sie so unschön aus dem Leben treten müssen. Nichts hat er erhört. Bei meiner kleinen Freundin jetzt, bete ich schon gar nicht mehr, denn seit dem grausamen Tod meines letzten Jungen habe ich den Glauben und das Vertrauen verloren. Mein Leben war nicht einfach, ich habe mir Alles erarbeitet, mein Sohn kommt mit einem kaputten Herzen auf die Welt und meine treuen Begleiter müssen so unendlich viel Leid ertragen und ich muss sie einschläfern lassen, meinem Tier ihre Schwester nehmen, ihr Leid mit Ihnen ertragen und wieder einmal machtlos zusehen, wie eine unschuldige Seele so grausam gehen muss. Wie rechtfertigt Gott das? Was haben ihm diese kleinen unschuldigen, reinen Lebewesen getan und warum muss ich trotz meines schwierigen Lebens mit meinen Gefährten so ein Pech haben? Ich habe sie mit der Intention adoptiert, ihnen ein wunderschönes Leben zu geben, für sie da zu sein, sie ganz fest zu lieben und Ihnen für ewig ein Zuhause zu sein, jeder von ihnen sollte sich unendlich geliebt fühlen und die schönste Zeit haben. Bei meinem Mädchen nun, sind es nicht mal 3 Monate. Nachdem der Verlust meines letzten Gefährten so unendlich schwer getroffen hat, hab ich gehofft, dass die Tiere und ich es verdient haben, ein glückliches, langes Zusammen sein zu genießen. Mit all dem Pech und dem furchtbaren Leid für meine geliebten Gefährten habe ich den Glauben an Gott verloren. Das so reine Seelen so bestraft werden, wie meine Tiere, aber so abgrundtief böse Menschen wie Politiker und Mörder ohne Konsequenzen leben dürfen, erschüttert mich so sehr. Bei Nahtoderfahrungen wurde so oft gesagt, Gott urteilt nicht, das bedeutet dass böse Menschen ungestraft davon kommen, im Leben und danach und unschuldige Lebewesen wie Tiere müssen unermessliches Leid ertragen. Wie soll man da an Gott glauben?

Liebe Sabine, 

Sie leiden mit, wenn die Tiere, die Sie zu sich genommen haben, krank werden, alt sind und dann sterben. Den Tod mitzuerleben ist immer qualvoll. Wie innig ein Mensch den Schmerz, den Tiere erleiden, mitempfinden, können Außenstehende häufig kaum nachempfinden. Als Hundebesitzer ahne ich, was Sie erleben. Mit dem Unterschied, dass ich nur um ein einzelnes Tier trauern musste, Sie aber um mehrere Tiere zu gleichen Zeit. Mein Mitempfinden für Sie und Ihre Tiere ist groß und ich ahne, wie sehr Sie dieses Leid betrifft. Sie haben ein gutes, einfühlsames Herz, bitte danken Sie Gott für Ihr feines Gespür.  Empfindsam zu sein ist ein Geschenk Gottes. Manchmal ist Empfindsamkeit auch ein schweres Geschenk, an dem nicht nur Sie mühsam zu tragen haben. Der Unterschied zwischen menschlichem Leid und dem Leid der Tiere, die uns wie Freundinnen und Freunde umgeben, kann vollständig verwischen. Der Apostel Paulus hat dieses Leid aller Geschöpfe formuliert: "Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt." (Römer 8,20-22) 

In dem Schmerz, den der Apostel beschreibt, sind Gott, Mensch, alle Geschöpfe eng untereinander verbunden − im ängstlichen Harren, in Schmerz, Seufzen. Das ist der Schmerz, der Sie und Ihre Tiere eint. Doch der Apostel vergleicht diesen Schmerz mit den Wehen einer Geburt. Das Leid heute führt zu einer neuen Freude, die den Schmerz verblassen lässt. 

Ein Versprechen, dass es heute, in diesem Leben, kein Leid geben soll, hat Gott uns nicht gegeben. Hoffnung ist die Gabe, die Gott uns ins Herz und in den Glauben legt. Der christliche Glaube kennt eine Hoffnung, die ahnt, das hinter dem Leid das Heil auf alle Kreatur wartet. Gott hat das Heil für seine ganze Schöpfung vorbereitet, sein Versprechen, dass das Leid und Geschrei ein Ende haben wird, ist für die Zukunft bestimmt, wird aber schon heute erfüllt. Aus diesem Versprechen schöpft der Glaube seine Kraft. Oder: Viele Menschen können schwerstes, auch fremdes Leid mittragen, weil ihre Hoffnung so stark ist und ihre Kräfte wachsen lässt. Ich wünsche Ihnen solche Kräfte, denn Sie spüren - wenn ich Sie richtig verstehe - diese Kräfte im Moment nicht. 

Sie hatten ihre Tiere "mit der Intention adoptiert, ihnen ein wunderschönes Leben zu geben." Ich bin davon überzeugt, dass Sie das bis jetzt geschafft haben. Ihre Tiere hatten ein wunderschönes Leben. Dass zum Leben auch Leid, Schmerz und das Sterben gehören, habe ich bei unserem Hund lange Jahre vergessen. Doch am Ende hat er mich als Mensch beansprucht und ich konnte ihm etwas seiner alten Lebensfreude zurückgeben. Das Leben mit einem sterbenden Haustier belastet selbst die stärksten Menschen. Wenn Sie das alleine nicht schaffen, dann holen Sie sich bitte Hilfe. Ein Anruf bei einer der Auffangstationen kann Unterstützung bringen. In Ihrer Nachbarschaft sind andere Menschen, die Ihnen Hilfe anbieten können. 

Ihre Zuversicht ist aber, so lese ich Ihre Frage, erschöpft. Kein Wunder, das Leid, das Sie umgibt, scheint wirklich erdrückend zu sein. Meine Bitte, wenn diese harte Situation Sie so belastet, dass Sie an Suizid denken, dann nehmen Sie die Telefonseelsorge in Anspruch und rufen diese kostenlose Telefonnummer an: 0800 1110111 oder 0800 1110222. 

Ich wünsche Ihnen Kraft, damit Ihre Liebe zu Ihren Weggefährten sie bis zum Schluss trägt, Ihr Henning Kiene 

Fragen zum Thema

Anmerkung vorweg im Jahr 2020 Der folgende Text bezieht sich auf eine Anfrage nach…
Liebe Sophie,   das ist in der Tat eine ganz kniffelige Frage, die Dich da bewegt…
Lieber Herr Petzold,    zur Beantwortung Ihrer Frage möchte ich Sie gern auf…