Bin ich verdammt, wenn ich von der katholischen Kirche zurück zur evangelischen konvertiere?

Rebekka
Alte Bibel und Lutherbibel stehen nebeneinander.
Fundus/Sandra Hirschke / Gemeindebezogene Öffentlichkeitsarbeit/ ELKB

Ich habe einen 1jährigen begleiteten Prozess hinter mir und bin nun grad wieder in die reformierte Kirche eingetreten. Ein Priester aus dem Bekanntenkreis meines Mannes sagte dazu, das sei Glaubensabfall, der tief zu bereuen sei und ob ich wirklich ohne Sakramente später einmal sterben wolle und verdammt werden. Das macht mir sehr zu schaffen, da ich nach wie vor an Gott und Jesus Christus glaube. Hat der recht, mit dem, was er da sagt?

 Liebe Rebekka,

mit Ihrer Frage sind Sie mitten drin, in einer der größten Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen. 

Ihr Glaubensweg klingt spannend, und Sie haben sich mehrfach bewusst dazu entschieden, die Konfession zu wechseln. Dass Ihnen die Aussagen des katholischen Kollegen zu schaffen machen, kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Sie sind sehr hart und unversöhnlich. Ich denke, Ihr Glaubensweg zeigt eben gerade keinen „Glaubensabfall“, sondern eine bewusste Auseinandersetzung mit Ihrer Religion und damit eben Ihrem Glauben. 

Aber was ist nun dran, an den Aussagen des Priesters aus dem Bekanntenkreis Ihres Mannes? Dazu muss man verstehen, dass es bei allen Gemeinsamkeiten der Konfessionen, Unterschiede gibt, eben auch bei dem Verständnis der Sakramente und was Kirche ist. 

In der katholischen Kirche gelten Sakramente in Ergänzung zum Glauben als notwendig für das Heil. Es gibt dort sieben Sakramente, durch die Gott Gnade schenkt: Taufe, Firmung, Kommunion beziehungsweise Eucharistie, Ehe, Buße, Priesterweihe und Krankensalbung. Sie werden in den meisten Fällen von geweihten Priestern oder Bischöfen gespendet. 

Die evangelische Kirche, inklusive der reformierten Tradition, kennt nur zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Sie sind Symbolhandlungen des Glaubens, nicht zwingend für das Heil notwendig. Der Glaube an Gott und Jesus Christus wird als ausreichend angesehen. Das war Martin Luthers große reformatorische Erkenntnis, die besagt, dass der Mensch allein durch den Glauben (lateinisch: sola fide) durch das Versöhnungswerk Jesu Christi gerettet wird. 

Die Aussagen des Priesters entsprechen der katholischen Lehre, aber sie spiegeln nicht die evangelische Sicht wider. 

Meike Weiß hat hierzu die Frage beantwortet, welche Unterschiede es beim Amtsverständnis von katholischer und evangelischer Kirche gibt. Sie schreibt: "[…] denn weder Menschen noch die Institution Kirche können Heil gewähren und darüber verfügen - das obliegt Gott allein."

Es ist also definitiv nicht so, dass Ihr Glaubensweg und Ihr Übertritt in die reformierte Kirche gleichbedeutend mit Verdammnis sind. Ihr Eintritt in die reformierte Kirche und Ihr Glaube an Gott sind in der evangelischen Lehre ausreichend für das Heil. 

Sie können dort gemeinsam mit anderen Christen:innen Abendmahl feiern, zu dem uns unser Herr Jesus Christus einlädt. Und wenn die Zeit des Sterbens kommen sollte, werden Sie auf Wunsch auch von einer evangelischen Pfarrerin oder einem evangelischen Pfarrer begleitet.

Ich wünsche Ihnen weiterhin einen lebendigen Weg des Glaubens. Vertrauen Sie auf die Gnade unseres Gottes und darauf, dass Ihr persönlicher Glaube im Mittelpunkt steht. 

Ihr 

Philipp Raekow

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