Wie kann ich mit den Enttäuschungen aus der Vergangenheit Frieden schließen?

Klara Lola

Liebe Frau Scholz,
Vor zwei Jahren haben mein damaliger Freund und ich uns im Streit getrennt. Ich habe aus Enttäuschung und Wut, Dinge gesagt die ich nicht so meinte. Unter anderem, dass ich die Trennung möchte.
Daraufhin bin ich nachhause gefahren und habe das Gesagte sofort bereut, doch es war zu spät.
Er redete nicht mehr mit mir... einen Monat später erfuhr ich, dass er eine neue Freundin hat. Mein Herz lag in 100 Scherben. Es war doch nur dieser eine blöde Streit.
Ich hatte mich unendlich oft entschuldigt doch er reagierte nicht mehr auf meine Nachrichten.

Nach einigen Versuchen Kontakt zu ihm aufzunehmen gab ich auf. Er war anscheinend glücklich in seiner neuen Beziehung und das musste ich akzeptieren, zumal mir seine neue Freundin Nachrichten schrieb, in der sie sich über meine Kontaktversuche an ihn lustig machte und meinte er sei glücklich ohne mich.

Ich kontaktiere ihn nie wieder. Das bedeutete aber nicht, dass das Geschehene weniger schmerzhaft war.
Es ist mir fast peinlich, aber es tut immer noch weh die beiden so glücklich zusammen zu sehen. Sie sind mittlerweile zusammen gezogen und wollen wohl eine Familie gründen.

Zu meiner Frage: Wenn ich darüber nachdenke oder mir Bilder von den beiden ansehe (Sie posten sehr viel von ihrer Beziehung auf den sozialen Medien), dann verspüre ich Verletztheit, Wut, Enttäuschung, Eifersucht, Unfairness.

So lange schon bete ich für Frieden und Heilung in meinem Herzen. Und es ist wirklich um einiges besser geworden. Lange habe ich mir gewünscht dass die beiden sich trennen und er sich bei mir entschuldigt. Manchmal ertappe ich mich noch dabei... doch ich denke, als Christin sollte ich ihnen nichts schlechtes, also eine Trennung wünschen oder dafür beten.

Nun sind 2 Jahre vergangenen. Er hat sich nie wieder gemeldet, die beiden sind nach wie vor (dem Anschein nach glücklich) zusammen und ich bin alleine, und verletzt im inneren.
Was kann ich tun? Warum greift Gott nicht ein? Was mache ich falsch? Warum muss ich Jahre lang auf etwas warten, wo Gott uns doch seine Hilfe verspricht — Frieden und Heilung im zerbrochenen Herz.
Ich frage mich ob ich etwas tun kann um mein Ego zur Seite zu legen und trotz den Geschehnissen glücklich sein kann?

Vielen Dank für ihre Zeit!

Liebe Klara,

ich kann mir gut vorstellen, wie schmerzhaft es für Sie ist, das Glück Ihres früheren Partners zu sehen und Sie selbst fühlen sich möglicherweise einsam und zurückgesetzt. Sie schreiben ja auch, dass Sie es bereut haben, was Sie bei der Trennung gesagt haben, ja, vielleicht machen Sie sich auch Vorwürfe, weil Sie denken, es hätte alles anders verlaufen können.

Eine richtige "Lösung" kann ich Ihnen nicht anbieten. Aber ich ganz persönlich denke, dass es in unseren Menschenleben vorkommt, dass wir Fehler machen, oder etwas tun, über das wir später unglücklich sind. Und manchmal stellt sich dann im Laufe der Zeit heraus, dass es vielleicht doch richtig so war. Und zuweilen tut sich dann ganz unverhofft eine neue Perspektive auf. Ich selbst habe das schon in verschiedenen schwereren Zeiten meines Lebens erlebt. Dass Sie Ihre Sorgen und Nöte im Gebet vor Gott bringen können, ist bestimmt nicht falsch. Ich bin überzeugt, dass bei Gott Platz für alle Gefühle ist, auch für dunkle und traurige Gedanken.

Wie lange es dauern wird, bis es Ihnen wieder besser geht, kann niemand wissen. Ich wünsche Ihnen sehr, dass es Ihnen gelingt, Frieden zu finden. Sie schreiben ja auch, dass es ihnen schon besser geht, als noch vor einiger Zeit. Wunden in der Seele brauchen manchmal eine lange Zeit, um zu heilen. Und ein paar Narben bleiben manchmal auch zurück. Ich glaube, auch das gehört zum Leben dazu. Und vielleicht kann es Ihnen ja gelingen, die Situation zu akzeptieren und sich zu sagen, dass auch das zu Ihrem Leben und Ihrer Geschichte dazugehört, aber sicher nicht das einzige ist, was Ihr Leben bestimmt.

Ich glaube nicht, dass Sie Ihr "Ego" beiseite legen müssen, um wieder glücklicher zu werden. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie ganz genau auf sich hören und sich fragen, was genau es eigentlich ist, was Sie an ihren Erlebnissen so verzweifeln lässt und was Ihr Herz quält. Ist es der Verlust des Partners? Oder eine Wut auf sich selbst? Und was bräuchten Sie, damit es Ihnen wieder leichter ums Herz wird?

Vielleicht hilft es Ihnen auch, mit jemandem darüber zu sprechen, der oder die Ihnen hilft, Ihre Gefühle zu sortieren und einen neuen Blick zu entwickeln. In vielen Städten gibt es Beratungsstellen der evangelischen oder katholischen Kirche, an die man sich kostenlos mit Sorgen und Lebensfragen wenden kann. Informationen zu den Beratungsangeboten der evangelischen Kirche finden Sie beispielsweise hier.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es Ihnen gelingt, ihren Schmerz loszulassen und Liebe, Freude und Glück für Ihr Leben zurückzugewinnen.

Dafür wünsche ich Ihnen viel Kraft und Gottes Segen!

Ihre Anna Scholz

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