Wie als Christin mit Beleidigungen im Netz umgehen?

Laura
Frau nachdenklich vor dem Rechner
Getty Images/iStockphoto/Cecilie_Arcurs (M)

Sehr geehrter Herr Muchlinsky,
in letzter Zeit bekomme ich vermehrt Hasskommentare im Internet, die sich gegen meinen christlichen Glauben richten und ich weiß nicht, wie ich mich dabei verhalten soll. Ich bekenne mich des Öfteren unter Beiträgen, die dazu passen, zu meinem Glauben an Jesus Christus, aber ich habe nie versucht, irgendjemanden damit zu provozieren. Darauf bekomme ich von Atheisten Kommentare zugeschickt, die wirklich sehr beleidigend sind. Ich werde lächerlich gemacht und als dumm und naiv betitelt. Auch wird von mir ständig irgendein Beweis verlangt.
Das Schlimmste aber ist, dass manche sogar so weit gehen und Gott beleidigen. Ich habe mich normalerweise gut unter Kontrolle, aber wenn jemand Gott beleidigt, dann hört bei mir der Spaß auf! Nun ist meine Frage, wie ich am besten auf solche Kommentare reagieren soll. Auf solche Kommentare gar nicht zu antworten, fällt mir schwer, denn solche schlimmen Dinge kann ich beim besten Willen einfach nicht stehen lassen, schon gar nicht wenn Gott dabei beleidigt wird. Aber ich möchte natürlich auch keine bösen Sachen zurückschreiben, auch wenn ich innerlich koche und es mir nach einigen Provokationen leider manchmal nicht mehr gelingt, freundlich zu bleiben.
Wie also antworte ich am besten auf solche Kommentare?
Vielen Dank schon mal im Voraus.

Liebe Laura,

ich kann Ihren Schmerz, Ihre Hilflosigkeit und Ihre Wut gut nachvollziehen! Gern versuche ich, Ihnen ein paar Hinweise zu geben, wie Sie mit diesen beleidigenden Kommentaren umgehen können.

Zunächst sollten Sie sich klar machen, dass Ihr offenes Bekenntnis zu Ihrem Glauben für einige Menschen eine Provokation ist – ganz gleich, ob Sie das beabsichtigen oder nicht. Viele Menschen, die sich selbst als Atheisten bezeichnen, sehen ihre Mission darin, die Menschheit vom Religiösen zu befreien. Sie sind darin nicht anders als christliche Missionar:innen, die den Glauben an Jesus Christus in die ganze Welt tragen wollen. Wie radikal nun beide Seiten vorgehen, liegt an den einzelnen Personen selbst. Mission kann mit guten Worten geschehen, mit guten Beispielen oder auch mit Drohungen, Verunglimpfungen oder sogar Gewalt. All das haben wir längst auf allen Seiten erlebt.

Darum haben auch Christ:innen von Anfang an Spott Beleidigungen ertragen müssen für ihren Glauben. Schlimmer noch, sie riskierten Karrieren, Gesundheit und ihr Leben, wenn sie sich zu Jesus Christus bekannten. Jesus selbst hält in den Evangelien an mehreren Stellen eine Rede an seine Jünger, in denen es um ihren Verkündigungsauftrag geht. Bei Lukas sagt er: "Macht euch auf den Weg! Denkt daran: Ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe." (Lukas 10,3) Damit macht er einerseits deutlich, dass es gefährlich werden wird, sich zu ihm zu bekennen. Gleichzeitig steckt darin aber auch bereits der Hinweis, eben nicht selbst zuzubeißen. Im Matthäusevangelium fügt Jesus dem Satz mit den Wölfen noch einen anderen hinzu: "Seid klug wie die Schlangen, aber zugleich aufrichtig wie die Tauben!" (Matthäus 10,16) Das kann man als direkte Handlungsanweisungen für den Umgang mit den Social Media lesen. Die Schlange gilt in der Bibel als das klügste aller Tiere. So klug sollen wir sein. Tauben gelten als besonders rein. So "rein", so pur, so echt, so aufrichtig sollen wir sein und gleichzeitig eben klug.

Ich lese diese Aufforderung so, dass ich auch in den Social Media ehrlich und ohne Hinterlist sein soll. Gleichzeitig soll ich aber klug bleiben, und das kann auch bedeuten, dass ich mich eben nicht in jeder Diskussion zu Wort melde und dabeibleibe, wenn es unerfreulich wird. In derselben Rede im Lukasevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: "Aber wenn ihr in eine Stadt kommt und die Bewohner euch nicht aufnehmen: Geht hinaus auf die Straßen der Stadt und ruft: 'Sogar den Staub aus eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, schütteln wir ab. Doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes kommt jetzt nahe!'" (Lukas 10,10-11, Basisbibel) Was mich an dieser Aufforderung am meisten beeindruckt ist dies: Jesus gibt denen, die in seinem Namen unterwegs sind, die Erlaubnis, es sein zu lassen! Wenn es nicht klappt, dann eben nicht! Ich muss nicht mit dem Dreck herumlaufen, den ich hier aufsammle. Ich kann ihn abschütteln und weitergehen. Es ist keine Niederlage, wenn man sich zurückzieht.

Nun zu dem Punkt, der Ihnen am meisten Schmerz bereitet, nämlich wenn jemand Gott beleidigt. Dass es Ihnen dann besonders schwerfällt, sich gleichzeitig wie eine Taube und wie eine Schlange zu verhalten, verstehe ich. Unser Glauben ist uns wertvoll, er ist uns im besten Sinne heilig. Wenn sich jemand an unserem Heiligtum vergreift, werden wir zornig und wollen es mit allen Mitteln verteidigen. Sie schreiben, dass Sie entsprechende Kommentare "beim besten Willen nicht stehen lassen" können. Ich kann Ihren Eifer förmlich spüren, mit dem Sie Gott verteidigen möchten. Sie sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass dieser Drang nicht unbedingt ein Zeichen von innigem Glauben ist. Wenn Sie Gott ganz vertrauen, sollten Sie ihm auch zutrauen, sich selbst zu verteidigen, oder vielleicht sogar zu schmunzeln über die Aufregung, die wir Menschen und machen, wenn es um Gott geht.

Vielleicht können Sie Gott um diesen Glauben bitten, der es Ihnen erlaubt, friedlich zu bleiben, wo andere Sie aus der Reserve locken wollen. Trauen Sie Gott zu, dass er für Sie kämpft – nicht umgekehrt. Lassen Sie sich von Jesus sagen: "Schüttel den Dreck ab, wenn es dreckig wird, und geh weiter!"

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen, liebe Schwester in Christus. Bekennen Sie sich weiter zu Ihrem Glauben! Streiten Sie, wenn es nötig ist! Bleiben Sie Lamm und Taube und Schlange!

Ihr Frank Muchlinsky

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