Wieder zurück in die Kirche?

Bernd Nantke
Kreuz auf der Insel
Getty Images/iStockphoto/GordonImages

Als Atheist, der ich eigentlich glaubte zu sein, auch teilweise mit tiefster Überzeugung, kamen mir in den letzten Monaten oder Jahren sogar Zweifel, ob das nun „Alles“ sein soll. Soll heißen, sind das in letzter Zeit Geschehnisse, im Kleinen wie im Großen, die vielleicht mit Hilfe eines/des Glaubens besser zu verstehen, besser zu ertragen und besser auch gemeinsam zu bewältigen sind?
Ich bin getauft, habe aber danach den Weg des typischen DDR-Kindes beschritten und lebe seitdem mit Partner in ganz normalen Verhältnissen hier in Hohenschönhausen. Und geplagt auch mit Depressionen seit vielen Jahren. Mit wechselnden Phasen, aber ohne Ende(!), nun die Erkenntnis oder Frage: Gibt’s noch andere Wege? Wie und mit wem kann man die gehen? Sie sehen: Der übliche Weltschmerz vielleicht oder der Versuch, etwas zu finden, was man verloren glaubt oder noch geweckt werden muss. Daher meine Frage nach einem Weg in die Kirche. Auch dafür braucht man erstmal Überwindung. Man hatte ja auch alle Vorurteile gegen das Kirchliche.

Lieber Herr Nantke,

einmal haben Sie sich anscheinend bereits überwunden. Sie haben sich an einen Vertreter der Kirche gewandt und mir geschrieben. Davor habe ich Achtung, denn es bedeutet ja, dass Sie ernsthaft überlegen, einen neuen Weg zu gehen. Das ist besonders für jemanden, der unter Depressionen leidet, ein großer Schritt.

Es wird Sie nicht wundern, dass ich als evangelischer Pfarrer natürlich der Überzeugung bin, dass sich Krisen im Leben mit dem Glauben besser bewältigen lassen. Der Grund, der mir als erstes einfällt, ist der, den Sie auch bereits ahnen: Die Gemeinschaft. Zum einen meine ich damit die Gemeinschaft der gläubigen Menschen untereinander, zum anderen aber auch die Gemeinschaft, die jeder gläubige Mensch mit Gott hat. Es ist eine große Entlastung, sich einzugestehen, dass man nicht alles selbst schaffen kann und auch nicht muss. Niemand kann alles richtig machen, niemand muss alles allein ertragen. Der christliche Glaube spricht von einem Gott, der das weiß, weil er es am eigenen Leib erfahren hat.

Es ist gut und richtig, wenn wir Menschen einander helfen, wenn wir und gegenseitig unterstützen. Aber es gibt Situationen, in denen unsere Not über das hinausgeht, was menschliche Hilfe leisten kann. Gläubige Menschen können diese eigenen Grenzen wahrnehmen, ohne darüber zu verzweifeln.

Wenn Sie möchten, können Sie sich ohne viele Umstände an die Pfarrerin oder den Pfarrer bei Ihnen vor Ort wenden. Am besten sollten Sie ein ausführliches Gespräch führen, in dem Sie fragen, was immer Sie wollen und sagen, was immer Sie meinen. Auf diese Weise werden Sie am besten herausbekommen, ob der Weg, der Ihnen dort geboten wird, ein guter Weg für Sie sein könnte. Vielleicht können Sie ja sogar in einem solchen Gespräch ein Vorurteil, das Sie gegenüber dem "Kirchlichen" haben, aus dem Weg räumen. Andere Vorurteile werden sich vielleicht bestätigen. Wie gesagt, niemand kann ohne Fehler sein. Aber ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung sagen, dass es sich lohnt.

Hier geht es übrigens zu unserer Gemeindesuche, damit Sie wissen, wo Sie anrufen können.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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