Warum gibt es so viel Leid auf der Erde?

Rebecca
zerstörte Häuser und Schutt in Daraa in Syrien
© Mahmoud Sulaiman/Unsplash

Hallo,
warum gibt es überhaupt Leid und warum hat Gott nicht eine glückliche Welt erschaffen?
Rebecca

Liebe Rebecca, 

vielen Dank für Deine Frage. Mit dieser Frage bist Du bei weitem nicht allein. Die Frage, wieso Gott das Leid zulässt, ist so alt wie die Religion selbst. Für mich gehört es zu einem lebendigen Glauben dazu, immer wieder neu auch an diese Fragen zu geraten und so auch mit Gott in Auseinandersetzung zu sein.

Eine universale Antwort wird es wohl nicht geben. Dennoch haben immer wieder kluge Menschen versucht, einer Lösung des Problems auf die Spur zu kommen. Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz hat sich im 17. Jh mit Deiner Frage beschäftigt und war überzeugt davon, dass die Welt, in der wir leben, die beste aller möglichen Welten ist. Man kann sich das vielleicht so vorstellen, dass Gott sich in einem riesigen Kino mit unzähligen Kinosälen alle möglichen Welten angeschaut hat von vorne bis hinten. Die Welt, mit dem wenigsten Übel hat er dann erschaffen und das ist eben diese beste aller möglichen Welten, in der wir jetzt leben.

Vielleicht kennst Du ja den Film „Bruce Allmächtig“. Da ist das in etwa so wie bei Leibniz. Bruce findet die Welt ziemlich ungerecht und darf plötzlich für eine Zeit lang Gott sein, während der Urlaub macht. In dieser Zeit versucht Bruce die Welt besser zu machen, aber immer, wenn er etwas zum Besseren verändert, geschieht irgendwo etwas noch schlimmeres als das Übel, das er verhindert hat. So in etwa stellt Leibniz sich das auch vor mit der besten aller möglichen Welten: Jeder Eingriff würde bedeuten, dass die Welt sich zum Schlechteren verändern würde. Vielleicht befriedigt Leibniz’ Antwortversuch Dich nicht ganz. Mich auch nicht, weil die Frage ja bleibt, warum es denn nur die beste aller möglichen und nicht eine Welt völlig frei von Übel sein konnte, die Gott erschaffen hat. Wenn Gott doch allmächtig ist, müsste er das ja können.

Auf einer ganz anderen Spur im Hinblick auf diese Fragen befand sich der Philosoph Hans Jonas im 20. Jh. Seine Mutter war während des Nationalsozialismus im KZ gestorben und er war nach dem Schrecken des Holocausts davon überzeugt, dass man danach nicht mehr davon ausgehen könne, dass Gott allmächtig sei. Nicht, weil er nicht gewollt hat, sondern weil er nicht gekonnt hat, habe Gott in Auschwitz nicht eingegriffen. Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen und hat seine Macht bei der Schöpfung mit der Welt geteilt. Er kann nun zwar nicht mehr eingreifen bei dem, was geschieht, aber aus Liebe leidet er mit bei allem Übel in der Welt. Überall, wo Menschen leiden z. B. an Krankheit oder an ungerechten Verhältnissen, ist Gott ganz nah mit dabei und trägt das Leid mit, indem er auch daran leidet.

Mir geht es so, dass mich keine der beiden Antworten vollends befriedigt. Aber es sind für mich wertvolle Perspektiven, um mit dieser drängenden Frage umzugehen. Vielleicht helfen sie Dir ja auch in Deinem Nachdenken über Gott und die Welt weiter. 

Herzliche Grüße

Katharina 

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