Sehr geehrte Damen und Herren,
mich interessiert mal Ihre Auffassung zu folgender Aussage: Im Vater Unser heißt es: ,,wie auch wir vergeben unsern Schuldigern". Dahinter steckt: "lch verzichte auf Entschuldigungen (von meinen Schuldigern) und Vorwurf" und vergebe meinen Schuldigern auch ohne Reue und Buße. Entspricht diese Aussage der Bibel und damit einer christlichen Lebensführung oder ist für Christen Reue und Buße eine Voraussatzung für Vergebung?
Mit freundlichen Grüßen
René Heitmann
Lieber Herr Heitmann,
herzlichen Dank für Ihre interessante Frage. Für mich sind dabei zwei Dinge wichtig. Sie fragen danach, ob Buße und Reue nicht Voraussetzung für Vergebung sind. Ich denke, es verhält sich umgekehrt. Vergebung ist in gewisser Hinsicht die Voraussetzung für Buße und Reue. Buße und Reue sind immer nur im Licht der Vergebung denkbar. Erst im Lichte der geschenkten Vergebung kann ich mich meiner Scham und meiner Schuld zuwenden und Druck kann sich lösen. Vergebung macht Schuld dabei nicht ungeschehen, aber sie befreit zu Neuanfängen.
Darüber hinaus scheint es mir wichtig festzuhalten, dass Buße und Reue immer etwas ist, bei dem es um mich selbst geht. Ich selbst kann beginnen zu bereuen, aber ich kann niemand anderen dazu zwingen, bzw. geschieht ja eine wirkliche Auseinandersetzung mit mir selbst nur, wenn sie in Freiheit vollzigen wird und nicht äußerlich aufgezwungen ist. Von daher wäre ein Gebet mit den Worten "und vergebe meinen Schuldigern, sofern sie denn ordentlich bereuen" für mich eher irritierend. Es ist ja gerade die geschenkte Vergebung, die ich von Gott immer schon empfangen habe, die mich motiviert, diese Vergebung auch an andere Menschen weiterzutragen, da, wo es mir möglich ist.
Ich hoffe, meine Zeilen konnten Ihnen ein wenig weiterhelfen.
Herzlich
Katharina Scholl