Hallo, bis jetzt hat mir noch niemand die Frage nach dem Sinn des Lebens sinnvoll beantworten können. Wenn das irdische Leben eine Prüfung sein soll, was wir mit unserer Entscheidungsfreiheit anfangen, frage ich mich, wozu es einen allwissenden Gott dazu braucht. Und "ALLwissend" läßt kein ABER zu! Und die Frage, was der Sinn des ewigen Lebens ist, ist noch viel wichtiger, wird aber von niemandem schlüssig beantwortet. Ich bin gespannt auf ihre Antwort. Gruß, Adam
Lieber Adam,
ich kann Ihre Suche und Frage nach dem Sinn des Lebens nur zu gut nachvollziehen. Wie schön wäre es, wenn es hierauf eine abschließende, im wahrsten Sinne des Wortes „sinnvolle“ Antwort gäbe. Dann könnten wir alle unser Leben danach leben. Aber vielleicht wäre es auch etwas langweilig, wenn wir alle denselben Sinn in unseren Leben sehen würden.
Machen wir es konkret: Würden wir sagen, der Sinn des Lebens ist es, möglichst viel Reichtum zu haben, dann würden wir alle dem Geld hinterherlaufen. Der, der am reichsten ist, hätte demnach am meisten Sinn, am meisten Leben, sprich: das sinnvollste Leben. Diejenigen, die wenig oder nichts haben, wiederum das am wenigsten sinnvollste, vielleicht sogar das sinnloseste Leben. Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Möglichkeiten, etwa Freude (du bist traurig, dann erfüllst du den Sinn des Lebens nicht...), Familie (du hast keine Familie, dann erfüllst du den Sinn des Lebens nicht...) etc. Anderen Menschen den Sinn ihres Lebens abzusprechen oder abzuerkennen, wäre dabei nicht die erste, aber die fatalste Schlussfolgerung, wenn es DEN Sinn des Lebens gäbe.
Einer, der wie Sie auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war, ist der Autor des Buches Kohelet (Prediger Salomos) in der Bibel. Er hat alles versucht, dem Leben einen Sinn, einen bleibenden Gewinn zu geben - durch Besitz, Reichtum, Freude, Feste, Nachkommen...
Er musste allerdings immer wieder feststellen, dass das Leben an sich sinnlos ist, wenn es keine Ewigkeit und keinen ultimativen Zweck gibt. Kohelet betont die Vergänglichkeit und das Unverständliche vieler Dinge und schlägt vor, dass Menschen ihre Zeit genießen und das Leben schätzen sollten, weil alles „Eitelkeit“ ist. Das Leben selbst hat keinen endgültigen Sinn, sondern bleibt ein Rätsel, das nur im Kontext der Vergänglichkeit und des Unbekannten verstanden werden kann. Das Unbekannte, das Göttliche, bleibt im Hintergrund – das Geheimnis Gottes. Der Sinn des Lebens ist also nicht in einer allumfassenden Erklärung zu finden, sondern im konkreten Erleben und Annehmen der von Gott geschenkten Lebenszeit. Das Leben selbst, mit all seinen Freuden und Herausforderungen, ist das Geschenk (keine Prüfung Gottes) und der Zweck.
Der Sinn des Lebens wäre demnach das eigene Leben selbst, das von einer aktiven Gottesbeziehung geprägt ist. Wie das dann konkret aussieht, ist dabei immer individuell.
Wie wir mit diesem Geschenk umgehen, mit jedem Tag, der uns geschenkt ist, ist dabei uns überlassen - dank der Entscheidungsfreiheit.
Eine ausführliche Antwort zu einer ähnlichen Frage hat auch mein Kollege Frank Muchlinsky hier gegeben.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Freude beim Suchen, Finden, Verlieren und Wiederfinden des Sinns Ihres Lebens und vor allem Gottes Segen dabei,
Ihr
Philipp Raekow