NANU ? BERCHTOLDSTAG ?
Hallo ihr lieben Moderatoren der EKD,
in meinem Kalender steht doch tatsächlich schwarz auf weiß, ein ominöser "Berchtoldstag". Am 2. Januar 2012.
Dahinter steht ein "CH" in einem Ovalen Kreis.
Nanu? Gibt es einen Heiligen Sankt Berchtold?
Ich habe mir sagen lassen, dass die burgundische Königin Berta sich auf genau diesen "Berchtold" bezieht, eine Person aus der Bibel?
Berta gilt in der Schweiz angeblich als Kirchengründerin.
Wer weiß Genaueres zu diesem kuriosen Fest-und Feiertag?
Der schweizerische Berchtoldstag stünde damit in der Nachfolge der Epiphanias, also der Tag der "Erscheinung des Herrn".
Wird aus dem besagten Datum nun die "Erscheinung des Berchtold" bzw
"Erscheinung der Berta"?
Sehe ich rot?
Sehe ich alles zu verkniffen - engstirnig?
Lieber Gast,
zunächst einmal herzlichen Dank, dass Sie den "Moderatoren der Evangelischen Kirche in Deutschland" zutrauen, sich mit schweizerischen Feiertagen auszukennen!
Sie haben vollkommen Recht: Einen Heiligen namens Berchtold gibt es nicht. Haben Sie den entsprechenden Artikel in der Wikipedia gelesen? Dort bezieht man sich in der Frage der Ethymologie (der Herkunft des Wortes) auf das Schweizerische „Idiotikon“ (Schweizerdeutsches Wörterbuch) Band IV, Spalte 1538:
Idiotikon wrote: Zu Grunde liegen sehr wahrsch. Verbindungen wie „ze dem berhten tage, ze der behrten nacht“, Übertragungen des griech.-lat. epiphania, indem man das attrib. Adj. als vorangestellten Gen. des Names Bechta verstand und diesen In Beziehung setzte zu der bekannten burgundischen Königin dieses Namens, die die kirchliche Tradition als Gründerin zahlreicher Kirchen nam. im Westen unseres Landes feierte und als Heilige verehrte. (Den ganzen Artikel finden Sie hier: LINK)
Oder, wie Dr. des. Christoph Landolt vom Idiotikon in einem Leserbrief an zh-kirchenspots.ch schreibt:
Dr. Landolt wrote:
In Ihrem Kirchenspot-Artikel über den Berchtoldstag führen Sie ohne jedes Zögern die Etymologie an, wonach eine germanische Gottheit im ersten Wortglied stecke. Das ist zwar eine verbreitete, da immer wieder abgeschriebene Meinung, aber sie ist völlig unbeweisbar und dürfte auf Spekulationen des 19. Jahrhunderts beruhen.Das Schweizerische Idiotikon Band IV, Spalte 1538 (und hiernach, erweiternd modifiziert, die Wikipedia) weist einen wohl sehr viel richtigeren Weg: Das mittelhochdeutsche Wort für Epiphanie war "berchttac" oder "berchtnacht". Das erste Wortglied "bercht" ist das normale mhd. Wort für 'hell, glänzend' (vgl. engl. "bright"), "berchttac/-nacht" dürfte demnach eine Lehnübersetzung von griech.-lat. "epiphania" 'Erscheinung' sein. Der Berchtoldstag steht damit sehr wahrscheinlich in der (reformierten) Tradition des Dreikönigstags. Maskentreiben hingegen gibt es vielerorts in dieser Jahreszeit und steht in keinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Berchtoldstag.
Diese Erklärung für den Berchtoldstag ist zwar auch nicht hundertprozentig sicher, aber doch sehr viel einleuchtender als das Bemühen einer obskuren, nirgends überlieferten heidnischen Göttin. (LINK zu dem entsprechenden Beitrag in Kirchespot)
Nicht zuletzt für alle, die noch mehr wissen möchten, der bereits erwähnte Artikel in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Berchtoldstag
In jedem Fall müssen Sie nicht rot sehen, und Ihre Stirn kann entspannt bleiben. Es wird hier aus der Erscheinung der Herren nicht de Erscheinung Bertas oder Berchtolds.
Mit einem herzlichen Gruß aus Hamburg!
Frank Muchlinsky