Lieber Herr Muchlinsky,
obwohl ich Theologie studiert habe, weiß ich doch recht wenig über die sogenannte "Endzeit", bzw. Apokalypse".
Derzeit hört man von vielen Freikirchen oder manch anderem Christen die Aussagen, dass es bald soweit sei und Jesus wiederkommt.
Wie sehen Sie das?
Mit lieben Grüßen
Anna
Liebe Anna,
Apokalypse und Endzeit sind nicht ganz dasselbe. Die Unterscheidung ist ausgesprochen wichtig, denn die Endzeit ersehnen Christ:innen seit 2000 Jahren. In jedem Vaterunser bitten sie darum, dass Gott sein Heilswerk endgültig vollenden soll: „Dein Reich komme!“ Wenn das geschieht, endet die Welt, wie sie jetzt ist.
Die Apokalypse hingegen ist ein Buch der Bibel, das beschreibt, was vorher geschieht, wie es dazu kommt, dass Gottes Reich kommt. Es sind Worte eines Sehers, die davon erzählen, was er in seinen Visionen erlebt hat. Diese Schilderungen sind voller Symbolik und es ist kein Wunder, dass immer wieder versucht wurde, diese Symbole zu entschlüsseln. Allerdings haben wir den Code nicht, den vielleicht diejenigen hatten, an die die „Offenbarung des Johannes“, die „Apokalypse“ gerichtet war. Wir können noch erkennen, dass es Johannes darum ging, die christlichen Gemeinden zum Durchhalten in schwerer Zeit zu bewegen. Johannes benutzt schaurige Bilder und stellt ihnen solche gegenüber, in denen alles, wirklich alles gut wird.
Aber Sie fragen danach, ob es bald soweit ist. Nun, dazu hat Jesus uns klar gesagt, dass wir es a) nicht wissen können, weil nur Gott selbst weiß, wann es Zeit ist und dass man b) jederzeit damit rechnen soll, dass es so weit ist und zwar urplötzlich. (Vergleiche Markus 13,33-37 und öfter)
Also: Seien wir bereit, dass es morgen soweit ist, aber handeln wir nicht so. Wer anfängt, ständig vom Ende der Welt zu reden, wird sich nicht mehr ausreichend für das Wohl dieser Welt einsetzen. Das war leider schon immer ein Problem, dass wir Christ:innen hatten. Deswegen ja auch die Ermahnungen in der Bibel, geduldig und bereit zu sein und gleichzeitig zu tun, was gut ist für uns und die Welt.
Herzlich
Frank Muchlinsky