Ist der Ringtausch bei der Trauung evangelisch?

GAST

Unser Pfarrer hat erklärt, dass der "Ringtausch" bei einer Trauung "nicht evangelisch" ist. Stimmt das? Und falls Ja, warum wird der Ring dann trotzdem getauscht?

Lieber Gast,

 

der Ringtausch bei einem evangelischen Traugottesdienst ist durchaus vorgesehen. Die Agende für evangelisch-lutherische Gemeinden (Band III, die Amtshandlungen, Teil 2, Die Trauung) behandelt den Ringtausch als einen Teil des sogenannten „Traubekenntnisses“, also des Teils, in dem das Traupaar einander öffentlich bekennt, die Ehe als Gottes Ordnung und nach christlichen Verständnis zu führen.
(Beispiel einer sehr bekannten Formulierung: Pfarrer:


Mit diesen Worten (vorher gab es Lesungen aus der Bibel) bezeugt die Heilige Schrift, dass die Ehe eine gute Gabe Gottes ist. Gott vertraut euch einander an. Er will eure Ehe schützen und segnen. So bekennt euch nun dazu vor Gott und dieser Gemeinde. N.N., willst du N.N., die Gott dir anvertraut hat, als deine Ehefrau lieben und ehren und die Ehe mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen – in guten und in bösen Tagen -, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe)

Nachdem beide Ihr Ja-Wort gegeben haben, kommt es zum Ringtausch. Der ist – das stimm wohl – fakultativ, will sagen, er muss nicht stattfinden, darf aber. Die Ringe zuTauschen ist eine Zeichenhandlung, ein sichtbares Zeichen der Liebe und Treue, die man einander verspricht.
Vielleicht liegt auch insofern ein Missverständnis vor, als dass in evangelischen Trauungen die Ringe nicht vorher gesegnet werden. Das ist in der Tat eine katholische Tradition, die es bei uns nicht gibt, weil wir nur Menschen segnen, keine Gegenstände. Der Ringtausch selbst aber ist nicht „unevangelisch“.

 

Herzlichen Gruß

Frank Muchlinsky