Liebes Team, ich lese immer mit großem Interesse Eure Antworten - erst einmal herzlichen Dank dafür.
Nun habe ich aus gegebenem Anlass selbst folgende Frage: Wie kann ich mich in der aktuellen Situation (jenseits von Spenden auch erkennbar) solidarisch zeigen mit Jüdinnen und Juden? Darf ich zum Beispiel zu meinem Kreuz einen Davidstern tragen? Oder ist das kulturelle Aneignung? Oder habt Ihr eine andere Idee?
Ganz herzlichen Dank für Eure Zeit!
Liebe Julia,
Ihre Frage ist berechtigt und wirklich schwierig zu beantworten, vor allem, wenn man nur die eigene Perspektive zur Verfügung hat. Viele nichtjüdische Menschen wollen in diesen Tagen Solidarität mit Jüdinnen und Juden zeigen, ohne dabei Jüdischsein zu „spielen“. Ich habe darum eine jüdische Freundin gefragt, und sie hat freundlicherweise sofort geantwortet.
Meine Freundin schreibt:
„Ja, schwieriges Thema, weil wir ja kurioserweise immer wieder auch mit dem Thema Fakejuden Probleme haben, also mit Leuten, die sich in die Öffentlichkeit drängen und so tun, als seien sie jüdisch und dabei oft antijüdische Positionen einnehmen, weswegen das Tragen eines Davidsterns von den meisten Juden eher nicht so gemocht wird, wenn jemand kein Jude ist. Ich persönlich kann das gut ab, aber von jüdischer Seite findet man das eher schwierig.
Hinzu kommt: Man mag grade niemandem empfehlen, zum Beispiel Kippa oder so zu tragen. Schlicht, weil es gefährlich ist. Andererseits wäre es natürlich toll und mutig, wenn Leute aus Solidarität sich Israel-Pins ans Jackett heften würden oder Israelfahnen ins Fenster stellen etc. Aber wohlgemerkt: auf eigene Gefahr! Nicht dass es hinterher heißt, die Juden wollten das so, wenn man vor einer eingeschmissenen Fensterscheibe steht.“
Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele andere Formen, mit denen wir unsere Solidarität zeigen können. Wir können zu entsprechenden Kundgebungen gehen. Wir können Informationen über Hilfsangebote teilen wie Magen David Adom oder Israaid Germany. Und wir können widersprechen, wenn wir mit antijüdischen Äußerungen konfrontiert werden.
Herzliche Grüße und alles Gute!
Frank Muchlinsky