Meine Seele wird gesund? Zur Abendmahlsliturgie

Susanne

Hallo Herr Muchlinsky,

zunächst hatte ich mir überlegt, meine Frage als Kommentar zur Frage: "Was antwortet man beim Abendmahl?" zu schreiben. Aber irgendwie passt sie nicht so richtig als Kommentar dort hin. Darum stelle ich sie als extra Frage.

Heute Vormittag habe ich den Schlussgottesdienst des Eucharistischen Kongresses im Fernsehen angeschaut. Dort wurde bei der Eucharistiefeier vor der Austeilung von der Gemeinde vollgender Satz gesprochen: "Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund."

Wird dieser Satz nur während der Eucharistiefeier in der Katholischen Kirche gesprochen oder auch beim Abendmahl in der evangelisch lutherischen Kirche? Aus der reformierten Kirche, in der ich groß geworden bin, kenne ich diesen Satz vor der Austeilung von Brot und Wein nicht.

Herzliche Grüße Susanne

Liebe Susanne,

 

der Satz, den Sie hier zitieren, kommt in den evangelisch-lutherischen Kirchen in der Regel nicht als gemeinsames Gebet der Gemeinde in der Abendmahlsliturgie vor. Es findet sich allerdings in verschiedenen Gesangbüchern als Vorschlag für ein "stilles Gebet", das man also für sich selbst sprechen kann, um sich auf das Abendmahl vorzubereiten. (So zum Beispiel im Gesangbuch der Nordkirche unter der Nummer 771) Man kann dieses Gebet auch in die gemeinsame Liturgie einbauen, ebenso wie andere Vorschläge, die sich ebenfalls im Gesangbuch finden unter der Rubrik "Gebete zum Gottesdienst".

Der erste Teil des Satzes stammt übrigens aus der Bibel, wo der Hauptmann von Kapernaum, dessen Knecht krank ist, zu Jesus sagt: "Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund." (Mt 8,8). Dieser Satz wurde für die Abendmahlsliturgie übernommen, um die passende Haltung für den Empfang von Brot und Wein einzunehmen: Vertrauen darauf, dass das Sakrament uns heil macht und auch eine gewisse Demut.

 

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky