Wo in der Apokalypse sind wir bereits?

Emma
Betende Hände aus Stein
Ilo / Pixabay

Hallo, mein Name ist Emma. Ich mache mir seit Längerem Gedanken wegen der Offenbarung. Ich weiß nicht genau, bei welcher Posaune wir sind, und wie viel Zeit mir noch übrig bleibt, um Menschen hier noch zu helfen, an Gott zu glauben. Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen, danke :)

Liebe Emma,

die Offenbarung des Johannes (oder Apokalypse) ist nicht dazu geschrieben worden, dass man sie benutzt, um das Ende der Welt zu berechnen. Dieses letzte Buch der Bibel ist an Gemeinden geschrieben worden, die unter der Verfolgung und Unterdrückung durch das römische Imperium litten. Ihnen sollte gesagt werden: „Haltet durch! Bleibt bei eurem Glauben, denn das, was euch geschieht, ist nicht für immer. Für immer ist nur das, was kommen wird, wenn Gott sein Reich endgültig errichtet. Der Kampf, der um euch tobt, ist auch ein Kampf Gottes, und Gott wird ihn gewinnen. Haltet durch!“

Natürlich haben Menschen, angeregt durch die unheimlich vielen Bilder und Anspielungen in der Offenbarung – wie zum Beispiel die sieben Posaunen – immer wieder versucht, diese Bilder zu deuten. Oft wurden auch Berechnungen angestellt, weil die Apokalypse auch viel mit Zahlensymbolik arbeitet. Viele eigentlich kluge Menschen haben sich verführen lassen, die Offenbarung wie einen Adventskalender zu benutzen, bei dem man zur richtigen Zeit, das richtige Zeichen sieht, und dann weiß man, wie lange es noch dauert.

Solche Berechnungen bringen aber immer nur Unglück. Nehmen wir zum Beispiel Deine Frage. Anscheinend bist Du beunruhigt, dass Du nicht mehr viel Zeit hast, bis das Ende der Welt da ist. Du fürchtest, dass Du es nicht schaffst, bis dahin möglichst vielen Menschen davon zu erzählen, wie gut und wichtig Dir der Glaube an Gott ist. Was für ein Druck, den Du dir da machst! Was würdest Du denn tun, wenn ich hier schreiben würde: „Du hast noch ein Jahr“? Was, wenn ich schriebe: „In einem Monat ist es so weit“? Du würdest meinen, dass Du in der Zeit noch möglichst viele Menschen bekehren musst, und jeder misslungene Versuch würde Dich unglücklich machen und noch mehr unter Druck setzen.

Wir sollen nicht wissen, wir sollen nicht einmal fragen, wann es soweit ist. Das sagt Jesus ausdrücklich. Als seine Jünger ihn fragen, wann Gott sein Reich aufrichten wird, sagt Jesus: „Ihr braucht die Zeiten und Fristen nicht zu kennen. Mein Vater allein hat sie in seiner Vollmacht festgelegt.“ (Apostelgeschichte 1,7) Unser Auftrag ist, den Menschen zu erzählen, wie gut es Gott mit uns meint. Wir sollen tun, was Du anscheinend auch willst. Aber es spielt dabei keine Rolle, wie viel Zeit wir noch haben, weil es ohnehin nicht in unserer Macht liegt, wieviel Erfolg wir dabei haben. Darum: Erzähl den Leuten von Gott! Sei fröhlich in deinem Glauben und zeig es! Und vertraue auf Gott, dass es gut wird mit uns, denn dieses Versprechen haben wir. Das ist es, wofür auch die Apokalypse geschrieben wurde.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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