Bedeutung Psalm 121, 2-3

Andreas Gölz

Sehr geehrter Herr Muchlinsky,

 

wir würden gerne aus Psalm 121 folgenden Taufspruch auswählen "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht." Wir verstehen hier aber nicht den Wechsel von der Ich-Form ("Meine

Hilfe...") im ersten Teil hin zur Anrede an einen anderen ("Er wird deinen Fuß..."). Hier hätten wir statt "deinen" eher "meinen" erwartet.

Daher unsere Fragen:

- An wen richtet sich der Psalm und in welchem Zusammenhang?

- Wer ist das ICH ("meinen") und wer ist das DU ("deinen")?

 

Auf ihre Antwort sind wir sehr gespannt und möchten uns schon im voraus für ihre Mühe bedanken.

Viele Grüße

Andreas Gölz

Lieber Herr Gölz,

 

die Psalmen sind wie die meisten Bibeltexte gewachsen, das heißt, sie wurden im Laufe der Zeit erweitert und ergänzt. Daher könnte es sein, dass es sich in Psalm 121 bei Vers 3 um ein Zitat handelt, das hier eingefügt wurde. Eine andere Erklärung wäre, dass man dieses Lied (denn das sind Psalmen ja auch) im Wechsel gesungen hat. Leider wissen wir nichts Genaues darüber, wie die Psalmen in alttestamentlicher Zeit genutzt wurden. Aber dass es zu Wechseln in der Anrede bzw. im Subjekt des Satzes kommt, ist recht häufig.

Ich stelle es mir so vor, dass sich der Beter/die Beterin des Psalms während des Gebets an eine Zusage Gottes erinnert. "Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. (Ja, so heißt es doch, und sagt man nicht auch:) Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht."

Das ich und das Du sind also beider der Beter oder die Beterin.

Als Zusammenhang wird in Vers 1 eine Wallfahrt angegeben. Auch dies ist sicherlich eine nachträgliche Hinzufügung. Aber auch das kann man sich gut vorstellen, dass jemand auf seiner Wallfahrt zu Jerusalemer Tempel diesen Psalm betete und sang.

 

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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