5 Fragen eines Atheisten an einen Pfarrer

Jason
Mann steht vor Mauer mit zu hohem Fenster in den Himmel
© Getty Images/iStockphoto/tiero

Hallo

Ich würde sagen, ich bin Atheist/Agnostiker und ich hätte ein paar Fragen.

1. Kommen Atheisten in die Hölle?
2. Wenn man stirbt, kann man danach noch seine Sünden beichten bzw. Jesus akzeptieren?
3. Kommen Ungetaufte in die Hölle?
4. Ist der Glaube an Jesus wirklich genug, um gerettet zu werden?
5. Ich glaube daran, dass Jesus existierte und er ein guter Lehrer, Mensch und ein gutes Vorbild war. Aber nicht wirklich glaube ich an die Geschichten mit den „magischen“ Sachen, wie das Heilen von Blinden. Zählt das dennoch als Glaube?

Ich hoffe, meine Fragen wirken nicht dumm oder beleidigend und ich hoffe auf eine schnelle Antwort.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!^^

Lieber Jason,

Ihre Fragen wirken weder dumm noch beleidigend auf mich, und gern gebe ich ein paar Antworten darauf. 

Zunächst sollten Sie schauen, was Sie tatsächlich sind: Atheist oder Agnostiker. Atheismus bedeutet die Überzeugung, dass es Gott nicht gibt. Der Agnostizismus sagt, dass man Gott nicht beweisen kann. Das macht für Sie sicherlich einen Unterschied aus, denn einem Atheisten können die Fragen, die Sie stellen, egal sein. Wenn es Gott nicht gibt, brauche ich mir auch keine Gedanken über Hölle oder Sündenvergebung zu machen. Ihre Fragen sind darum eher die eines Agnostikers, der mit der Tatsache ringt, dass man Gott mit Logik nicht näher kommen kann. Nun will ich aber Ihre Fragen direkt beantworten. 

Ich fange mal mit der leichtesten Frage an, Frage 5. Nein, an Jesus zu glauben bedeutet nicht zu glauben, dass es mal einen Menschen mit diesem Namen gab, der Gutes lehrte und ein tolles Vorbild ist. Es geht im Glauben aber darum, Jesus als denjenigen anzuerkennen, in dem Gott den Menschen so nah gekommen ist, wie sonst niemals. Das können Sie "magisch" nennen, aber es ist viel mehr als das, denn das bedeutet eben, dass Menschen, die sich zu Jesus bekennen, die also Team Jesus Christus sind, sich sicher sind, dass sie dadurch auch zum "Team Gott" gehören, also inklusive Vergebung der Sünden, ewiges Leben und so weiter. 

Damit habe ich eigentlich auch schon Frage 4 beantwortet. Ja, das ist nach christlichem Verständnis richtig. Es ist genug, Jesus als den zu bekennen, in dem Gott sich den Menschen gezeigt hat. Allerdings gibt es da noch einen kleinen "Haken", denn wer sich so zu Jesus bekennt, wird auch unbedingt versuchen, nach dem, was er gelehrt hat, zu leben. Und das bedeutet vor allem: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Und auch, wenn man sich gewiss sein darf, am Ende aller Tage von Gott liebevoll in die Arme genommen zu werden, so gehört zum christlichen Glauben auch dazu, dass wir uns alle für das, was wir während unseres Lebens getan haben, verantworten müssen. 

Damit habe ich im Grunde Frage Nummer 2 beantwortet: Es zählt das, was wir in unserem Leben tun. Es zählt nicht das danach. Und zwar deswegen, weil man im Leben eben noch was ändern kann. 

Bleiben noch die Fragen 1 und 3. Die sind ein wenig kniffelig zu beantworten, weil es dazu unterschiedliche Meinungen innerhalb von Kirche und Theologie gibt. Ich möchte Ihnen hier gern darstellen, wie ich das sehe. Streng genommen müsste man sagen: Wer nicht getauft ist, ist auch nicht im Team Jesus Christus und kann darum nicht auf die Erlösung hoffen, die er verspricht. Das gilt natürlich erst recht für Menschen, die sich als Atheisten gegen Gott stellen. So wurde es gelehrt und so wird es auch immer noch in vielen Kirchen gelehrt. Andererseits gehört es zu unserem christlichen Bekenntnis, dass der Richter in dieser Angelegenheit Jesus Christus selbst ist. Und der ist unendlich gütig. Außerdem bekennen wir den einen Gott, der alles gemacht hat. Sollte der nicht in der Lage sein, auch alles zu erlösen? Ist vielleicht die Schranke für den Einlass in das ewige Leben eine, die unserer menschlichen Beschränktheit entspringt? Ich glaube und hoffe, dass niemand in dem landet, was man Hölle nennt. Die Hölle haben wir schon für viel zu viele Menschen hier auf der Erde. 

Alles Gute für Sie!

Frank Muchlinsky

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