Darf man Heilige anbeten?

Chrysovalantis Tzafas
Frau vor einem Bild der Gottesmutter
Debbie Hill
Bereugere Arthur (30) aus Frankreich betet in der Milchgrotte in Jerusalem, vor einem Gemälde das die Gottesmutter beim Stillen von Jesus zeigt, für eine Schwangerschaft. In der Grotte hat der Sage nach die Heilige Familie nach Jesu Geburt Unterschlupf gefunden, bevor sie nach Ägypten floh. (Archivbild)

Hallo, ich habe folgende Fragen: Können Heilige Wunder vollbringen oder kann das nur Gott? Da nur Gott Wunder vollbringen kann: Sollte man die Heiligen eher ehren als anbeten? 

Lieber Herr Tzafas,

herzlichen Dank für Ihre Frage. Sie beschreiben Gott als den, der als einziger Wunder vollbringen kann und daher als einziger angebetet werden soll. Ob Heilige angebetet werden dürfen oder nicht, machen Sie an der Frage fest, ob Heilige Wunder vollbringen können. 

Wenn die Katholische Kirche Menschen heiligspricht, wird tatsächlich geprüft, ob sie ein medizinisches Wunder vollbracht haben. Hierbei handelt es sich nicht um ein biblisch begründetes Verfahren, sondern um katholische Tradition. Die festgestellte „Heiligkeit“ gilt innerhalb der Katholischen Kirche. Berühmt ist die Heiligsprechung der indischen Ordensschwester Mutter Theresa, die einen unheilbar kranken Mann geheilt haben soll. 

Diese Heiligsprechung bedeutet nicht, dass Mutter Theresa nun angebetet werden soll wie Gott oder gar anstelle von Gott. Durch ihr Leben und ihren selbstlosen Einsatz für arme und kranke Menschen gilt Mutter Theresa als besonderes Glaubensvorbild. Deshalb wird ihrer in der katholischen Kirche auf besondere Weise gedacht. Bereits zu Lebzeiten wurde sie von Menschen weltweit sehr verehrt. 

Die Evangelische Kirche lebt diese Tradition der Heiligenverehrung nicht. Martin Luther war entschieden dagegen, dass es zwischen Gott und einem gläubigen Menschen ein anderen „Vermittler“ als Jesus braucht. Weder ein Heiliger noch eine Pfarrerin sind erforderlich, um zu Gott zu beten. Diesen Grundsatz teile ich.

Zurückhaltend bin ich mit der Beurteilung darüber, was im Ausdruck unseres Glaubens richtig und was falsch ist. Menschen, die von der Katholischen Kirche übergetreten sind, sagen mir als evangelische Pfarrerin oft, dass sie die Heiligenverehrung in unserer Kirche vermissen. Die Identifikation mit einer weiblichen Figur wie Maria erleichtert es beispielsweise vielen Menschen, sich mit Themen rund um Schwangerschaft und Geburt an Gott zu wenden.

Eine Marienfigur mit Blumen zu schmücken, an Mutter Theresas selbstlosen Einsatz für Bedürftige zu denken oder eine Kerze für Gläubige anzuzünden, die für ihr Bekenntnis zum Christentum sterben mussten: Das ist vielen Menschen ein Bedürfnis. Besondere Glaubenszeugnisse können den eigenen Glauben stärken und uns zu eigenen Taten inspirieren. Deshalb kann ich das Bedürfnis, „Heilige“ als besondere Glaubensvorbilder zu ehren, gut nachvollziehen. 

Ich bin also ganz bei Ihnen: Heilige können geehrt werden, beim Beten hingegen gibt es nach biblischem Zeugnis (5.Mose 6,4) nur einen Adressaten: Gott allein.

Herzlichst,

Ihre HelenaMalsy

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