Kann ich mit meinem verstorbenen Sohn Kontakt aufnehmen?

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Trauernde Eltern auf dem Friedhof
Getty-Images/iStockphoto/Rawpixel
Wie können Eltern mit ihrer Trauer um einen verstorbenen Sohn umgehen?
Mein Sohn ist mit 24 Jahren verstorben, ich hätte noch so viele Fragen an ihn

Liebe Fragestellerin, 
lieber Fragesteller,

dass das eigene Kind vor einem selbst sterben kann, steht nicht auf dem vorgezeichneten Lebensplan von uns Vätern und Müttern. Im Namen des Fragen-Teams der evangelischen Kirche spreche ich Ihnen mein aufrichtiges Mitgefühl aus und wünsche Ihnen Kraft, all die offenen Fragen auszuhalten. 

Die Trauer um das eigene Kind macht einen Menschen schnell sehr einsam. Aber in einer Gruppe der "Verwaisten Eltern", die es hoffentlich auch in Ihrer Nähe gibt, treffen Sie andere trauernde Eltern. Auch Geschwister, die ein verstorbenes Geschwisterkind beklagen, finden hier Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner. Im Gespräch können Sie die Fragen, die Sie gerne stellen möchten, vermutlich einmal mit anderen Eltern beraten. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie mit Ihren Fragen an Ihren Sohn nicht alleine sind. Das zu wissen kann eine Hilfe sein und manches Gespräch mit anderen Müttern und Vätern wirkt klärend.

Sie ahnen aus dieser Antwort schon: Gespräche mit Verstorbenen kennt der christliche Glaube nicht. Fragen, die zu Lebzeiten nicht beantwortet worden sind, bleiben danach offen. 

Unser Glaube weiß aber, dass Jesus den Tod erlitten und das Reich des Todes und all die schwarzen Schatten, die man dort ahnt, durchmessen hat. Im Gebet zu Jesus liegt manche Antwort bereit, die dem ersten, vordergründigen Blick allerdings verborgen bleibt. Richten Sie Ihre Fragen als Gebet an ihn, nehmen Sie die Psalmen der Bibel, das Vaterunser, auch Lieder aus dem Gesangbuch zur Hilfe und entdecken, dass der Glaube - wenn man ihm Zeit gibt - manche Frage beantwortet, die zwischen Ihnen und Ihrem Sohn offen bleibt. 

Trotzdem: In welcher Weise ein Mensch, wie Sie, mit dem Verlust seines Kindes leben lernt, ist dessen private Pionierarbeit, es gilt den je eigenen Weg, das passende Tempo und die richtigen nächsten Gesprächsparter:innen und Gesprächspartner zu finden. Solche harte Arbeit leisten Sie gerade. 

Dass Ihnen Ihr Sohn an dieser Grenze, die durch den Tod gesetzt und geschlossen ist, trotzdem in nächtlichen Träumen, in Tagträumen, auf Fotos, in Gesprächen wieder begegnen kann, steht für die Hoffnung auf ein Wiedersehen, das Sie beide dereinst erwartet. Seine vierundzwanzig Jahre sind kurz und ein Fragment, für viele Menschen aber, die Ihrem Sohn nah und vertraut waren, sind diese Jahre voller Erinnerungen, die niemand vermissen will. Die Auferstehung der Toten wirft - trotz aller offenen Fragen - manches helle Licht in das Heute. 

Ich wünsche Ihnen Kraft,

Ihr Henning Kiene 

 

 

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