Kommt die Seele der Tiere in den Himmel?

Marlene Wilhelm
Hund mit Familie im Feld
Getty-Images/Unsplash

Guten Tag! 

Kommt die Seele der Tiere in den Himmel? Und können wir sie später dort wiedersehen?

Liebe Marlene,

viele Jahre hatte unsere Familie einen Hund. Nach vierzehn Jahren legte der sich hin und starb. Wir haben den beerdigt und sehr getrauert. Wenn jemand behaupten würde, dass unser Hund keine Seele gehabt hätte, würde unsere ganze Familie heftig widersprechen. Gerade unsere Kinder, die mit diesem Tier erwachsen geworden sind, würden von all den Geheimnissen erzählen, die sie dem Hundeohr anvertrauen konnten und den Trost, den unser Hund ihnen gespendet hat. "Papa, der Hund hat doch eine Seele?", fragten sie mich und wenn Pfarrerskinder den Vater fragen, haben die auch das Recht, eine verantwortbare Antwort zu bekommen. Ich habe mich dann etwas gewunden und gesagt: "Unser Hund hat hoffentlich eine Seele und wenn nicht, dann nimmt er Anteil an unserer Seele."

In der Bibel gibt zwar einen sprechenden Esel, der einen Propheten (4. Mose 22,28-30) zurechtweist, aber über Tierseelen und deren Patz im Himmel, schweigt die Bibel. Und klüger als die Bibel wollte ich nicht sein. 

Diesen leichten Zweifel wollten unsere Kinder nicht hinnehmen. Ich habe dann gesagt: "Seele, das ist vielleicht all die Liebe, die unserem Hund durch uns, seine Familie, widerfährt. Seele, das ist sein Vertrauen, dass der Futternapf gefüllt sein wird und dass wir ihm die Ohren regelmäßig sauber machen. Bedingungsloses Vertrauen haben wir erlebt, als unser Hund alt war. Seele, das ist vor allem, dass Gott ihn und uns ins Leben gerufen hat." 

Gottes Schöpferwort steht am Anfang (1. Mose 1,1-2,3) und ruft die Schöpfung ins Leben. Dieses Wort erschafft: Den Kosmos, Pflanzen, Tiere, Menschen. Es ist Gottes Schöpferwort, das für diese bunte Vielfalt sorgt, in der wir leben. Es gibt in der Bibel auch Tiere, die in den Lobpreis auf Gott eingeschlossen sind (Psalm 36) und  nicht nur der Mensch, sondern "die  Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" (siehe: Römer 8,19-22). Man kann den Himmel nicht nur vom Menschen her denken. 

Der Gedanke, dass auch Tiere eine Seele haben, verändert den Umgang mit Tieren. Also habe ich unsere Kinder gebeten, mit den Spinnen, die es im alten Pfarrhaus reichlich gab, gut umzugehen und auch die Schnecken, die den Salat wegfraßen, nicht einfach zu zertreten. Das Wort Mitgeschöpflichkeit wurde damals, als unsere Kinder klein waren, in der Kirche eingeführt. Ob das der Grund war, dass immer weniger Fleisch auf den Tisch kam, weiß ich nicht. 

Sie fragen nach dem Himmel. Jesus spricht über das Himmelreich in Gleichnissen. Es geht um Gerechtigkeit, Gnade und darum, dass sogar dem Sünder und der Sünderin das Himmelreich zugesagt wird. Über Tiere schweigt er. Dennoch: Wir werden uns von Gott am Ende überraschen lassen, wie das alles ist. Ich gehe davon aus, dass auch unser Hund mir im Himmel wieder begegnen wird, aber: Verklärt, anders, eben himmlich. Aber bis dahin gehen wir mit unserer Schöpfung bitte gemeinsam behutsam um, denn alles ist seit der Schöpfung von Gottes Schöpferwort erfüllt.

Wir haben von unserem Familienhund viele Fotos, einige hängen an einer Wäscheleine im Hausflur,  immer wenn ich genauer hinsehe und das letzte Foto von ihm betrachte, da war seine Schnauze schon ganz weiß, denke ich: Gleich schiebt er seine Schnauze durch die Tür und fordert seinen abendlichen Spaziergang. Es ist ein Wunder, wie nah Tiere einem sein können und über deren Lebenszeit hinaus bei einem bleiben. 

Herzlich, 

Ihr Henning Kiene 

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