Mein Freund und ich sind Christen. Wir hatten vor der Ehe Sex. Mein Freund meint es war nicht richtig und er hätte durch mich jetzt einen Dämon in sich. Gibt es so was?
Liebe Sanni,
vielen Dank, dass Sie sich mit dieser Frage an unser Fragenteam gewendet haben!
Aus evangelischer Perspektive ist die klare Antwort: Nein, durch vorehelichen Sex wird man nicht von Dämonen befallen. In der Evangelischen Kirche ist nicht die Ehe die Voraussetzung für Sex, sondern die Einvernehmlichkeit und der verantwortungsvolle Umgang der Liebespartner miteinander. Frank Muchlinsky hat die Frage, ob Sex vor der Ehe erlaubt ist, hier ausführlich beantwortet.
Was immer es ist, das Ihren Freund zu dieser Aussage bewog: Sie sind nicht verantwortlich! Rund um das Thema Sexualität können überwältigende Gefühle entstehen, die wir Menschen einordnen und verstehen möchten. Auch wenn es Ihrem Freund nicht leicht fällt, sich seinen Ängsten und Schuldgefühlen zu stellen: Er kann diese nicht einfach auf Sie übertragen.
In der Bibel gibt es tatsächlich Berichte von Dämonen, die in der Geschichte der Kirche missbraucht wurden, um Machtinteressen durchzusetzen. Jesus begegnet im Neuen Testament Dämonen, wie zum Beispiel in der Geschichte von der Heilung des Besessenen von Gerasa. Hier ist der Sinn, zu zeigen, dass Jesus die höchste Macht hat: So viel Macht, dass er auch böse Kräfte bezwingt und in ihre Schranken weist. Ein Zusammenhang zwischen vorehelichem Sex und Dämonen besteht jedoch nirgends.
Die biblischen Geschichten möchten vielmehr bewirken, die Angst vor Dämonen zu verlieren und Vertrauen in die Macht der Liebe Gottes zu gewinnen. Sogar Erotik ist in der Bibel beschrieben, wie zum Beispiel im Hohelied Salomos.
Zärtlichkeit und Sexualität sind in Liebesbeziehungen Ausdruck tiefer Verbundenheit zueinander. Ich denke, dass Gott Freude an der Liebe zwischen uns Menschen hat. Daher hoffe ich, dass Sie mit Ihrem Freund im Gespräch über seine Ängste bleiben und es gelingt, diese zu überwinden. Scheuen Sie sich nicht, weitere Hilfe zu suchen, wenn Sie das zu zweit nicht schaffen.
Gott segne Ihren gemeinsamen Weg.
Herzlichst, Ihre Helena Malsy