Tauf-, Trau-, Konfirmations- und Trauersprüche

M. Feldmann

Lieber Herr Muchlinsky, ich möchte mich zu unseren monatlichen Frauenabenden diesmal mit den o.g. christlichen Sprüchen beschäftigen. Wir wollen uns unsere persönlichen Sprüche ansehen und schauen, warum wir sie gewählt haben, ob uns die, die unsere Eltern uns mit auf den Weg gegeben haben, begleiten, was sie für uns im Alltg bedeuten, ob wir danach leben etc. Können Sie mir sagen, wo ich Informationen zu der Historie finden kann? Wer ist auf die Idee mit den Sprüchen gekommen? Welche Traditionen stehen dahinter? Sind es unterschiedliche? Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Liebe Schreiberin,

das ist eine sehr interessante Frage, die Sie stellen. Ich selbst gehe auch sehr intensiv mit meinem eigenen Denkspruch um. Ich habe mich umgehört, woher die Tradition kommt:

Ursprung der „Sprüche“ in der evangelischen Kirche sind die Losungen. Das Datum der ersten Losung steht fest: Am 3. Mai 1728 bei der abendlichen Versammlung in Herrnhut, verkündete Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) der Gemeinde ein kurzes Wort für den kommenden Tag. Bald schon wollten die Herrnhuter auf die »Parole für den Tag« nicht mehr verzichten. 1731 wurde die erste gedruckte Losung herausgegeben. Seit diesem Jahr erscheinen die Losungen ohne Unterbrechung, Jahr für Jahr. Mit der Herrnhuter Missionsarbeit, die 1732 beginnt, wurden dann die Weichen für die weltweite Verbreitung der Losungen gestellt. Heute haben sie für jeden Tag des Jahres je ein Bibelwort aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie einen Liedvers oder ein Gebet. Dabei wird die alttestamentliche »Losung« aus 1824 Bibelversen gelost. Danach werden der neutestamentliche »Lehrtext« und der »Dritttext« thematisch dazu passend ausgewählt.

Weiter ist der Denkspruch bei der Konfirmation sehr wichtig = Konfirmationsspruch. Dieser ist (in Württtemberg, da kenne ich mich als württembergische Pfarrerin am besten aus) seit Beginn des 19. Jahrhunderts empfohlen. Dieser Vers soll einen durch das Leben begleiten, zu denken geben = Denkspruch.

Seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es auch die Tradition der Wochen-, Monats- und Jahressprüche (Jahreslosungen). Dies wurde dann analog auf die verschiedenen kirchlichen Anlässe ausgeweitet : Trauung, Taufe, ...

Aus einer anderen Landeskirche weiß ich:

Das Westfälische Freilichtmuseum Detmold veröffentlichte 1985 das Buch "Sprüche zur Konfirmation - Bilder zur Erstkommunion". Dort heißt es, die "Sitte, Sprüche auszuteilen" sei von etwa 1800 an verbreitet. Dieses Buch, habe ich mir sagen lassen, sei eine echte Fundgrube, wenn man sich mit dem Thema beschäftigen will. Ich weiß nicht, ob es über den Handel noch zu beziehen ist.

Einen gesegneten Frauenkreisabend wünsche ich Ihnen, liebe Schreiberin, mit einem wertvollen Austausch über Ihre persönlichen Bibelverse.

Herzlich,

Ihre Sabine Löw.

P.S. Ein schönes und spannendes, spielerisches Angebot, um den passenden Tauf-, Trau- oder Konfirmationsspruch für sich zu finden, hält evangelisch.de in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen KIrche in Bayern auf den folgenden Seiten bereit: Taufspruch.de, Trauspruch.de, Konfispruch.de.