Wer kommt ins Himmelreich? Nur 144000?

Ingo Meyer
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Wer kommt ins Himmelreich?
Alle Gläubigen/ Christen oder nur 144000 "besonders" Gläubige und die anderen Gläubigen/Christen ins Paradies auf der Erde lt. Zeugen Jehovas.
2.Frage: Ist das Paradies auf der Erde oder im Himmel oder lt. Zeugen Jehovas kombiniert?

Lieber Herr Meyer,

 

vielen Dank für Ihre Frage. Wer ins Himmelreich kommt und wer nicht, das beschäftigt Gläubige schon seit den Anfängen des Christentums. Die Bibel äußert sich an verschiedenen Stellen dazu, allerdings nicht einheitlich. So kommt es auch, dass Christinnen und Christen diese Frage über Jahrhunderte hinweg gestellt und jeweils interpretiert haben.

 

Sie sprechen eine Bibelstelle aus der Johannesoffenbarung an, wo es heißt: „Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: Hundertvierundvierzigtausend die versiegelt waren aus allen Stämmen Israels“ (Offb. 7,4). Versieglung meint hier, dass die beteiligten Personen das Siegel Gottes tragen; sie sind also als „zu Gott zugehörig“ gekennzeichnet. Die Zahl 144.000 ist wohl weniger wörtlich zu verstehen, sondern hat vielmehr einen symbolischen Charakter: Die Zahl Zwölf ist biblisch stets positiv besetzt und ein Zeichen der Vollkommenheit. Auch an anderen Stellen werden Sie sie finden, etwa bei den zwölf Jüngern Jesu, oder den zwölf Söhnen Jakobs, aus denen später die zwölf Stämme Israels wurden, die auch im nächsten Vers unserer Bibelstelle genannt werden: „Aus dem Stamm Juda zwölftausend versiegelt, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend, aus dem Stamm Asser zwölftausend, aus dem Stamm Naftali zwölftausend, aus dem Stamm Manasse zwölftausend, aus dem Stamm Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Issachar zwölftausend, aus dem Stamm Sebulon zwölftausend, aus dem Stamm Josef zwölftausend, aus dem Stamm Benjamin zwölftausend versiegelt“ (Offb. 7,5-8). Die 144.000 ergibt sich also aus den 12mal 12.000 Menschen und symbolisiert die absolute Vollkommenheit des Reiches Gottes sowie die Vollendung des Heils. Für eine numerisch abgeschlossene Menge gibt es hingegen nur wenig Grund zur Annahme, zumal: Wie würde das dann im Verhältnis stehen zu der unmittelbar folgenden Vision, von der uns die Offenbarung berichtet: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte(!), aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen.“ (Offb. 7,9).

 

Wer also in den Himmel kommt und wer nicht, darüber entscheidet einzig Gott. Dabei spricht nur wenig dafür, dass es sich um einen  „kleinen, auserwählten“ Kreis handelt.

Und nun zum Himmelreich, bzw. dem „neuen Jerusalem“, wie es in der Johannesoffenbarung heißt: Auch hierüber findet sich in den Kapiteln 21 und 22 eine ausführliche Beschreibung. Es wird Sie nicht wundern, dass die Zahl zwölf auch hier von Bedeutung ist: „Sie [die Stadt] hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten: von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. […]Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.“ (Offb. 21, 13-14, 16-18). Auch hier finden wir eine sehr starke Symbolik, die die Vollkommenheit des Reiches Gottes ausdrückt, etwa in der würfelförmigen Anlage der Stadt.

 

Interessant ist, dass die Johannesoffenbarung auch davon erzählt, wie die neue Stadt „vom Himmel herabkommt“, und es einen „neuen Himmel“ und eine „neue Erde“ gibt, und der alte Himmel und die alte Erde nicht mehr sein werden (Offb. 21,1-2). Im Endeffekt wird hier eine zweite Schöpfung beschrieben, die die erste Schöpfung ersetzen wird. Die Vorstellung von Himmel und Erde, wie wir sie heute kennen, ist dabei auch nicht ganz zutreffend; in der Vision wird eine Stimme genannt die ruft: „Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein.“ (Offb. 21,3). Wesentlich ist hier also, dass die Trennung zwischen Gott im Himmel und den Menschen auf der Erde aufgehoben wird. Die „Unterscheidung“ zwischen Himmel und Erde wird es in dieser Form nicht mehr geben.

 

Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben und sende freundliche Grüße!

 

Detlef Schneider

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