Kirche und Staat

Rene Poenitz
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Hallo erstmal.
Kirche und Staat ist doch getrennt. Inwieweit? Ich bin selber auch Christ.
Werden Christen trozdem bestraft? Was habe ich als Christ für Aufgaben in der Gesellschaft oder generell in der Kirche?

Lieber Rene,

 

ich antworte gern auf Ihre Frage, beschränke mich dabei jedoch auf den deutschen Raum und die rechtlichen Regelungen in Deutschland. Verfassungsrechtlich gesehen haben wir in Deutschland keine Staatskirche, d.h., dass Staat und Kirche getrennt voneinander sind. Sie können das hier genauer im Gesetzestext der Bundesrepublik nachlesen. Sie haben also recht, dass Staat und Kirche getrennt sind.

Daraus ergibt sich auch, dass Kirche und Staat zwei voneinander verschiedene Systeme sind, die "Bestrafungen" vornehmen. Ein Christ kann also durchaus rechtlich, im Sinne von "weltlich", bestraft werden, genauso wie alle anderen Menschen, die in Deutschland leben.

Zu den genauen Pflichten, die ein Christ im Staat, also in Bezug auf alles Weltliche, hat, möchte ich Sie auf die Reformationszeit verweisen. In der Confessio Augustana, einem der wichtigsten Dokumente für die Lutheraner heute auf der ganzen Welt, heißt es in Artikel 16, der das Verhältnis zwischen dem weltlichen und dem geistigen Regiment beschreibt, folgendermaßen:

Der 16. Artikel Von der Polizei und weltlichem Regiment   Von Polizei und weltlichem Regiment wird gelehrt, daß alle Obrigkeit in der Welt und geordnetes Regiment und Gesetze gute Ordnung, von Gott geschaffen und eingesetzt sind, und daß Christen ohne Sünde im Obrigkeits-, Fürsten- und Richteramt sein mögen, nach kaiserlichen und anderen üblichen Rechten Urteil und Recht zu sprechen, Übeltäter mit dem Schwert zu bestrafen, rechtmäßige Kriege zu führen, zu streiten, zu kaufen und zu verkaufen, aufgelegte Eide zu tun, Eigentum zu haben, ehelich zu sein etc. Hier werden diejenigen verdammt, die lehren, daß es christliche Vollkommenheit sei, Haus und Hof, Weib und Kind leiblich verlassen und sich der vorgenannten Stücke zu [ent]äußern; so doch dies allein rechte Vollkommenheit ist: rechte Furcht Gottes und rechter Glaube an Gott. Denn das Evangelium lehrt nicht ein äußerliches, zeitliches, sondern innerliches, ewiges Wesen und Gerechtigkeit des Herzens und stößt weltliches Regiment, Polizei und Ehestand nicht um, sondern will, daß man solches alles halte als wahrhaftige Ordnung, und in solchen Ständen christliche Liebe und rechte gute Werke beweise, ein jeder nach seinem Beruf. Deshalb sind die Christen schuldig, der Obrigkeit untertan und ihren Geboten gehorsam zu sein in allem, was ohne Sünde geschehen mag. Denn wenn der Obrigkeit Gebot nicht ohne Sünde geschehen mag, soll man Gott mehr gehorsam sein, als den Menschen. Apg. 5.

 

Sie sehen also, dass sich die Christen in das staatliche System einklinken sollen. Sie sollen Teil dessen sein, Verantwortung und Führungspositionen übernehmen, Eigentum haben, etc. Sie sollen einen Beruf haben und gute Werke im staatlichen System vollbringen. Distanzieren sollen sie sich jedoch von Sünde, weshalb, wenn von dem staatlichen Regiment etwas Sündiges von Ihnen gefordert wird, dann das Wort Gott als höher gilt als das menschliche Wort.

Kurzum, das rechte Handeln und Leben nach den Geboten Gottes ist die Aufgabe eines jeden Christen und einer jeden Christin.

Pia Heu

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