Liebe Pia,
Ich studiere seit 2 Jahren Theologie und arbeite nebenbei als Verkäuferin, um Geld zu verdienen. Da ich gleichzeitig noch ehrenamtlich in der Gemeinde mitarbeite, ist mein Alltag oft sehr stressig und ich hetze von einem zum anderen.
In den letzten Wochen passiert es jeden Morgen, dass ich mit einer riesigen Nervosität aufwache, die schon zu Panikattacken geworden sind....
Ich liebe es morgens eigentlich aufzustehen und freue mich auf viele Dinge, aber in den letzten Zeit habe ich jegliche Freude verloren. Vor allem auch am Studium und das schlimmste, mein großer Traum Pastorin zu werden und etwas großes für Gott zu bewegen ist weg... Ich bin zwar allgemein schneller unruhig als andere, aber das morgens macht mich fertig und ich fühle mich gelähmt, egal was ich tue. Nach kurzer Zeit hört es dann aber auch schon auf.
Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann, denn Gott fühlt sich auch so weit weg an..
Vielen Dank schon mal für die Antwort.
Liebe Marina,
vielen Dank für deine Frage. Das hört sich nach einem sehr durchgeplanten Alltag an, den du hast. Es sind viele Dinge, die du koordinieren musst und an die du denken musst. Wahnsinn! Nach dem, was du schilderst, denke ich, dass die Nervosität wohl daher kommt, dass du ständig unter Druck stehst, unter Druck dass etwas nicht so klappt, wie du es geplant hast, dass du etwas versäumst oder eine Frist verpasst. Das verstehe ich gut.
Bei all dem, was jeden Tag auf dich einprasselt, ist es trotzdem wichtig, denke ich, dass du dich wohlfühlst. Momentan, so habe ich den Eindruck, ist das bei dir nicht der Fall. Also, nimm dir vielleicht morgens, zu Beginn des Tages, 5-10 Minuten Zeit und versuche in dich hineinzuhören. Das klingt womöglich ein bisschen esoterisch, aber was ich meine ist Folgendes: Nimm dir Zeit und Ruhe und überlege, was dich gerade beschäftigt. Vielleicht geht das für dich gut in einem Gebet, vielleicht aber auch nicht. Ganz wie du willst. Vielleicht kannst du auch verschiedene Methoden ausprobieren.
Ich habe noch einen zweiten Tipp: manch eine/r kann beim Sport gut nachdenken, manche/r beim spazieren gehen und andere beim Kochen oder Backen. Nimm dir doch jeden Tag eine Sache vor, auf die du dich wirklich freust. Eine Tätigkeit, die dir Spaß macht. Wann hast du denn das letzte Mal ein Buch gelesen? Also, ich meine nicht die Kirchliche Dogmatik von Karl Barth oder die Reden Schleiermachers, nein, ein Buch, dass dich unterhält, dass dich tröstet, wenn es dir nicht gut geht, ein Buch, dass du für DICH und dein Wohlsein liest. Ein Buch, bei dem du nicht versuchst, dir möglichst viel von dem zu merken was du liest.
Ich weiß nicht, was du in deiner Freizeit besonders gern machst, trotzdem fände ich es super, wenn du genau das am besten heute noch machst.Was hältst du davon? Nimm dir bewusst die Zeit dafür, auch wenn etwas anderes ausfällt. Das ist es auch wofür ein Theologiestudium da ist - sich selbst und seine Stärken und Schwächen kennen(lernen). Ein manchmal recht unüberschaubares Studium mit dem, was dich ausmacht und was du gern machst, zu verbinden und so sicherzustellen, dass du als Pastorin eine Gemeinde mit Begeisterung, wie du es dir wünschst, anleiten kannst.
Konzentriere dich auf das, was dir Spaß macht und lass dich nicht von einem stressigen Alltag beirren. Niemand möchte eine schon im Studium völlig ausgelaugte und kaputt-studierte Pfarrerin - am wenigsten du selbst. Da bin ich sicher.
Alles Gute wünsche ich dir.
Pia