Gilt "Du sollst nicht töten" erst seit den 10 Geboten?

Dieter Engel
Auszüge der Zehn Gebote in der Bibel
© epd-bild/Norbert Neetz

Guten Tag,

Galt die Norm "Du sollst nicht töten" erst seit Mose? Oder "Du sollst nicht stehlen"? Es wäre naheliegend, wenn dieses Gebot auch schon viele Tausend Jahre zuvor galt, so wie mehrere der anderen Gebote. Was hat Moses dann Von Gott bekommen? Lauter den Israeliten (und anderen Völkern) bereits Bekanntes? Wieso dieser gewaltige Ritus mit Feuer und Berg und Todesgefahr, für "kalten Kaffee"?

Viele Grüße
Dieter Engel

Lieber Herr Engel,

die Zehn Gebote sind ein Teil des Bundes, den Gott mit seinem Volk Israel im Sinai geschlossen hat. Sie sind sozusagen das Grundgesetz für die Beziehung innerhalb des Volkes Israel und zwischen Israel und seinem Gott. Dabei spielt es keine Rolle, ob einzelne Regeln schon vorher in Israel oder anderen Gesellschaften gültig waren. In unserem Grundgesetz steht ja auch, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, obwohl die Menschenrechte nicht von Deutschland erfunden wurden.

Wenn sich eine Gemeinschaft bestimmte Gesetze gibt, tut sie das, um ihr Zusammenleben zu regeln. Dabei werden unbedingt auch solche Vorschriften genannt, die einem als selbstverständlich erscheinen. Es kommt aber auf Vollständigkeit an. Darum gibt es selbstverständlich auch in unserem Gesetzbuch klare Vorschriften zum Thema Töten oder Stehlen.

Um auf den biblischen Bezug zurückzukommen: Gott erfindet nicht einzelne Regeln, sondern er kombiniert sie zu seinem Gesetz für sein Volk Israel. Mose empfängt dieses Gesetz auf dem Berg Sinai, wie Sie erwähnen mit "gewaltigem Ritus". Mose allein darf zu Gott auf den Berg gehen, weil nach alttestamentlicher Vorstellung die Gegenwart Gottes viel zu gewaltig ist, als dass ein normaler Sterblicher das überleben könnte. Die Gebote, das ganze Gesetz, das Mose empfängt, wird dann Grundlage für den Bundeschluss zwischen Israel und seinem Gott.

Mose kam und sagte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da antwortete alles Volk mit einer Stimme: Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun. Da schrieb Mose alle Worte des HERRN nieder und machte sich früh am Morgen auf und baute einen Altar unten am Berge und zwölf Steinmale nach den zwölf Stämmen Israels und sandte junge Männer der Israeliten hin, dass sie darauf dem HERRN Brandopfer opferten und Dankopfer von jungen Stieren. Und Mose nahm die Hälfte des Blutes und goss es in die Becken, die andere Hälfte aber sprengte er an den Altar. Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören. Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte. Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels hinauf und sahen den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie eine Fläche von Saphir und wie der Himmel, wenn es klar ist. Und er reckte seine Hand nicht aus wider die Edlen der Israeliten. Und als sie Gott geschaut hatten, aßen und tranken sie. (2. Mose 24,3-11)

Herzliche Grüße,

Frank Muchlinsky

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